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Regelwerk, Arbeitsschutz, Arbeits- und Sozialrecht

Gefäßschädigung der Hand durch stoßartige Krafteinwirkung (Hypothenar-Hammer-Syndrom und Thenar-Hammer-Syndrom)

Vom 1. Mai 2005
(GMBl. Nr. 25 vom 06.06.2012 S. 449)



Zur Übersicht in der Anlage 1 der BKV

Berufskrankheiten-Verordnung hier: Empfehlung des Ärztlichen Sachverständigenbeirats "Berufskrankheiten"
- Bek. d. BMAS v. 1.5.2012 - IVa 4-45226-2 -

Der Ärztliche Sachverständigenbeirat "Berufskrankheiten" beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat empfohlen, in die Anlage 1 zur Berufskrankheiten-Verordnung folgende neue Berufskrankheit aufzunehmen:

"Gefäßschädigung der Hand durch stoßartige Krafteinwirkung (Hypothenar-Hammer-Syndrom und Thenar-Hammer-Syndrom)".

Die hierzu vom Ärztlichen Sachverständigenbeirat erarbeitete wissenschaftliche Begründung lautet wie folgt:

Wissenschaftliche Begründung für die Berufskrankheit

"Gefäßschädigung der Hand durch stoßartige Krafteinwirkung (Hypothenar-Hammer-Syndrom und Thenar-Hammer-Syndrom)"

Der Ärztliche Sachverständigenbeirat "Berufskrankheiten" beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales empfiehlt, eine neue Berufskrankheit mit der vorgenannten Legaldefinition in die Anlage 1 der Berufskrankheiten-Verordnung aufzunehmen.

Diese Empfehlung wird wie folgt begründet:

1. Aktueller Erkenntnisstand

1.1 Pathomechanismus

Die arterielle Versorgung der Hand (Abb. 1) erfolgt über die Arteria radialis und die Arteria ulnaris, die im Bereich der Handfläche den Arcus palmaris superficialis und den Arcus palmaris profundus bilden. Die Arteria ulnaris passiert die Handwurzel im Guyonschen Kanal, der durch das Os pisiforme, das Os hamatum und durch das Ligamentum carpi volare begrenzt wird. Distal des Ligamentum carpi volare teilt sich die Arteria ulnaris in den Arcus palmaris superficialis und einen dünneren Ast, den Arcus palmaris profundus, auf. Normalerweise bestehen Anastomosen bzw. Kollateralen zwischen dem Arcus palmaris superficialis und der Arteria radialis bzw. dem Arcus palmaris profundus. Die Finger III bis V werden in der Regel primär durch den Arcus palmaris superficialis versorgt (u. a. Aleksic et al., 2006; Benedict et al., 1973; Cooke, 2003; Letzel und Kraus, 1998).

Den Verlauf der A. radialis beschreibt Hohendorff et al. (2009) wie folgt: "...Die A. radialis verläuft am Unterarm unter dem M. brachioradialis und liegt proximal des Handgelenkes oberflächlich unter der Haut zwischen dessen Sehne und der Sehne des M. flexor carpi radialis. In Höhe der Articulatio radiocarpalis zweigt der Ramus palmaris superficialis nach palmar ab. Die A. radialis verläuft weiter dorsal um die Basis von Os metacarpale I und bildet unter den langen Fingerbeugern den Arcus palmaris profundus durch Vereinigung mit einem schwächeren Zweig der A. ulnaris. Aus dem konkaven Abschnitt ziehen kurze rücklaufende Zweige zum Rete carpale palmare. An der Bogenaußenseite entspringen 4 Aa. Metacarpales palmares. Der ramus palmaris superficialis ist vor dem Eintauchen in den Ursprung des Musculus abductor pollicis brevis nur von Haut und subkutanen Fettgewebe bedeckt. ..."

Prinzipiell ist zu beachten, dass es hinsichtlich der Gefäßversorgung der Hand vielfältige anatomische Variationen gibt.

Im Bereich der Hohlhand gibt es insbesondere zwei anatomische Regionen, die besonders für Gefäßschädigungen bei einmaliger, meist aber wiederholter bzw. chronischer stumpfer Gewalteinwirkung in Form stoßartiger Krafteinwirkung, prädisponiert sind. Diese sind zum einen der Hypothenar- (Kleinfingerballen) und zum anderen der Thenarbereich (Daumenballen).

Einmalige, meist aber wiederholte oder chronische stumpfe Gewalteinwirkung - auch in Form von Vibrationen (Kaji et al., 1993) - auf die Arteria ulnaris im Bereich des Os hamatum der Handinnenfläche bzw. der Handkante kann aufgrund der ungünstigen lokalen anatomischen Gegebenheiten (oberflächlicher Verlauf der Arteria ulnaris, unnachgiebiges Wiederlager durch das Os hamatum) zu einer traumatischen Endothelläsion des Gefäßes führen. In Folge der Endothelläsion werden aneurysmatische Gefäßveränderungen, Thrombosen der Arterie sowie embolische Verschlüsse der Fingerarterien beobachtet. Aufgrund der Gefäßveränderungen kommt es zu Durchblutungsstörungen der betroffenen Finger, dem sogenannten Hypothenar-Hammer-Syndrom (HHS). Das HHS wird in Abhängigkeit von der Einwirkung der stumpfen Gewalt sowohl einseitig als auch beidseitig beobachtet. Das Ausmaß der Durchblutungsstörungen wird u. a. auch durch die individuelle Gefäßversorgung im Bereich der Hohlhand bestimmt (u. a. Aleksic et al. 2006; Yuen et al., 2011).

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