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Regelwerk

Neue und aktualisierte Referenzwerte für Organochlorverbindungen (PCB 138, PCB 153, PCB 180, HCB, b-HCH und DDE) im Vollblut von Kindern in Deutschland
- Stellungnahme der Kommission "Human-Biomonitoring" des Umweltbundesamtes -

(Bundesgesundheitsbl. Nr. 10/2009 S. 973)


Einleitung

Die vielfältige und. weite Anwendung in früheren Jahren, die meist hohe Beständigkeit und geringe Abbaubarkeit von Organochlorverbindungen führte zu einer ubiquitären Belastung der Umwelt und des Menschen. Sie reichern sich aufgrund der hohen Persistenz und Fettlöslichkeit insbesondere in der Nahrungskette an, sodass fettreiche tierische Nahrungsmittel als Hauptbelastungsquelle für die Allgemeinbevölkerung anzusehen sind. In den letzten Jahrzehnten ist zwar auf Grund der diversen Verbotsverordnungen in der Bundesrepublik ein Rückgang der Belastungen mit Organochlorverbindungen in der Umwelt, insbesondere in den Nahrungsmitteln und der Frauenmilch, und damit auch der korporalen Belastung zu beobachten, aber dennoch sind sie seit Jahren bei umweltmedizinischen Fragestellungen und bei Untersuchungen im Rahmen des Human-Biomonitoring immer noch von Bedeutung. Organochlorverbindungen können immuntoxische, neurologische und endokrine Wirkungen bedingen. Polychlorierte Biphenyle (PCBs) sind als wahrscheinlich (Gruppe 2A, IARC-Liste [1]; Kategorie 3B, DFG [2]) und Dichlordiphenyldichlorethylen (DDE) als ein Metabolit des DDT, Hexachlorbenzol (HCB) und Isomere des Hexachlorcyclohexans (HCH) als möglicherweise Krebs erzeugend beim Menschen (Gruppe 2B, IARC-Liste [1]; Kategorie 4, DFG [2]) eingestuft.

Zur Beurteilung der inneren Belastung einzelner Personen oder Bevölkerungsgruppen im Vergleich zur Hintergrundbelastung der Allgemeinbevölkerung mit Organochlorverbindungen hatte die Kommission Human-Biomonitoring des Umweltbundesamtes Referenzwerte für die Konzentrationen von PCB 138,153 und 180, β-HCH, HCB und DDE im Vollblut der Allgemeinbevölkerung [3, 4, 5, 6] abgeleitet. Vor dem Hintergrund sich wandelnder Umweltbelastungen sind Referenzwerte ständig zu überprüfen und bei Vorliegen neuer Daten gegebenenfalls zu revidieren.

Mit den Ergebnissen des bevölkerungsrepräsentativen Kinder-Umwelt-Surveys 2003-2006 [7, 8, 9, 10, 11] liegen nun erstmalig repräsentative Daten zu den Konzentrationen von PCB-138, -153 und -180 sowie von α - β - γ -, HCH, HCB und DDE im Vollblut der sieben- bis 14-jährigen Kinder in Deutschland vor. Auf der Grundlage dieser Daten hat die Kommission Human-Biomonitoring eine Aktualisierung der für diese Stoffe festgelegten Referenzwerte vorgenommen.

Die Kommission weist ausdrücklich darauf hin, dass Referenzwerte [12] rein statistisch abgeleitete Werte sind, denen per Definition keine gesundheitliche Bedeutung zukommt http://www.uba.de/gesundheit/monitor/definitionen.htm). Das heißt, eine Überschreitung des Referenzwertes muss keine Gesundheitsgefahr oder ein erhöhtes Risiko bedeuten, ebenso wie eine Unterschreitung des Wertes nicht beweist, dass diese Gefahren nicht bestehen. Referenzwerte werden für die Beurteilung, ob bestimmte Personengruppen oder Einzelpersonen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung besonders stark mit einem Schadstoff belastet sind, eingesetzt und bei anlassbezogenen oder regional begrenzten Studien sowie für die Bewertung von Untersuchungen bei Einzelpersonen zum Beispiel von Gesundheitsämtern herangezogen. Mit der Aktualisierung der Referenzwerte werden zeitliche Trends aufgezeigt, die Hinweise auf die Notwendigkeit oder den Erfolg umweltpolitischer Maßnahmen geben.

Datenbasis

Der Kinder-Umwelt-Survey (KUS) ist wie die vorangegangenen Umwelt-Surveys [13] eine bevölkerungsrepräsentative Querschnittsuntersuchung, bei der die Auswahl der Probanden nach einem gestuften mehrfach geschichteten Zufallsverfahren erfolgte. Der KUS ist das Umweltmodul des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) des Robert Koch-Instituts (RKI) [14, 15, 16], welches die Stichprobenziehung und die Feldarbeit auch für den KUS übernommen hat. Die Untersuchung der aus 150 Studienorten zufällig ausgewählten drei- bis 14-jährigen Kinder erfolgte zwischen Mai 2003 und Mai 2006. Die für Bestimmung von Organochlorverbindungen im Blut zusätzlich zu den Blut-Untersuchungen des KiGGS benötigte Probenmenge konnte aus ethischen Gesichtspunkten erst bei Kindern im Alter ab sieben Jahren genommen werden. Die angewandten Methoden (Stichprobenziehung, Fragebogen, Probenahme, Analytik, Statistik) sind bei Becker et al. [10] und Schulz et al. [8, 11] beschrieben.

Tabelle 1: Organochlorverbindungen im Vollblut [Ng/l] der sieben- bis 14-jährigen Kinder in Deutschland - Kinder-Umwelt-Survey [10]

Analyt/Population N %>BG 50.P. 95.P. GM KI-GM PP95 KI-PP95
PCB 28 (BG: 0,001)                
Gesamt 1079 20 <0,001 0,008 <0,001 / / /
PCB 52 (BG: 0,001)                
Gesamt 1079 14 <0,001 0,003 <0,001 / / /
PCB 101 (BG: 0,001)                
Gesamt 1079 20 <0,001 0,005 <0,001

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