Unterrichtung durch die Europäische Kommission
Grünbuch der Kommission: Waldschutz und Waldinformation - Vorbereitung der Wälder auf den Klimawandel KOM (2010) 66 endg.

Der Bundesrat wird über die Vorlage gemäß § 2 EUZBLG auch durch die Bundesregierung unterrichtet


Hinweis: vgl.
Drucksache 973/98 = AE-Nr. 984019,
Drucksache 334/09 (PDF) = AE-Nr. 090318, AE-Nr. . 031972, 042613, 061334 und 080770


Europäische Kommission
Brüssel, den 1.3.2010
KOM (2010) 66 endgültig

Grünbuch
Waldschutz und Waldinformation: Vorbereitung der Wälder auf den Klimawandel SEC(2010)163 final

1. Einleitung

Mit diesem Grünbuch soll im Rahmen des Forstaktionsplans der EU, wie von der Kommission in ihrem Weißbuch "Anpassung an den Klimawandel: Ein europäischer Aktionsrahmen"1 angekündigt, eine Debatte über die Optionen für ein EU-Konzept für den Schutz der Wälder und für Waldinformationssysteme lanciert werden. In seinen Schlussfolgerungen vom 25. Juni 2009 zu diesem Weißbuch betonte der Rat, dass sich der Klimawandel bereits auf die Wälder ausgewirkt hat und sich auch weiterhin auswirken wird. Da dies auch sozioökonomische und ökologische Folgen haben wird, sollte bereits heute Vorsorge getroffen werden, damit die Wälder Europas ihre Funktionen auch unter veränderlichen Klimabedingungen weiterhin erfüllen können.

In diesem Sinne sollten die Waldschutzmaßnahmen der EU so ausgelegt werden, dass gewährleistet ist, dass die Wälder ihre Nutz-, sozioökonomischen und ökologischen Funktionen auch in Zukunft erfüllen.

Forstpolitische Maßnahmen fallen entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip2 in erster Linie in die Zuständigkeit der Mitgliedstaaten. Die Rolle der EU ist dabei beschränkt und im Wesentlichen darauf ausgerichtet, die forstpolitischen Maßnahmen und Programme der Mitgliedstaaten zu untermauern durch

Die Bedeutung des Waldschutzes und der nachhaltigen Waldbewirtschaftung wird seit der "Waldgrundsatzerklärung von Rio"3 (Konferenz der Vereinten Nationen von 1992 über Umwelt und Entwicklung) weltweit anerkannt. Auch in der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC) wurde die Bedeutung der Wälder für die globale Treibhausgas-(THG)-Bilanz anerkannt, und das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD4) trägt der biologischen Vielfalt der Wälder mit einem erweiterten Arbeitsprogramm Rechnung.

Die UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung (United Nations Convention to Combat Desertification, UNCCD) verdeutlicht ebenfalls den wichtigen Beitrag der Wälder zur Verwirklichung der Konventionsziele.

Auf internationaler Ebene trägt die EU mit ihrem Aktionsplan für Rechtsdurchsetzung, Politikgestaltung und Handel im Forstsektor5 und einer Initiative zur Verringerung der Emissionen infolge der Entwaldung und der Waldschädigung6 zum besseren Schutz der Wälder bei und fördert somit die UNFCCC-Verhandlungen für die Zeit nach 2012.

Auf paneuropäischer Ebene wurde die nachhaltige Waldbewirtschaftung auf der Ministerkonferenz von 1993 zum Schutz der Wälder in Europa (Ministerial Conference on the Protection of Forests in Europe, MCPFE)7 definiert als "die Behandlung und Nutzung von Wäldern und Waldflächen auf eine Weise und in einem Ausmaß, dass deren biologische Vielfalt, Produktivität, Verjüngungsfähigkeit, Vitalität sowie die Fähigkeit, die relevanten ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Funktionen gegenwärtig und in der Zukunft zu gewährleisten, auf lokaler, nationaler und globaler Ebene erhalten bleiben, ohne anderen Ökosystemen Schaden zuzufügen". Auf späteren Konferenzen8 wurden Empfehlungen für nachhaltige Waldbewirtschaftung und Waldschutz formuliert und Kriterien sowie Indikatoren für die nationale Berichterstattung festgelegt. Alle Mitgliedstaaten der EU und die Kommission haben die MCPFE-Resolutionen unterzeichnet und auf diese Weise die nachhaltige Waldbewirtschaftung und die Multifunktionalität des Waldes als Schlüsselkonzept für die Forstwirtschaft bestätigt.

Auf EU-Ebene wurden mit der EU-Forststrategie (FS)9 gemeinsame Grundregeln - nachhaltige Waldbewirtschaftung und Multifunktionalität - für die europäische Forstwirtschaft gesetzt sowie internationale Verhandlungen und Tätigkeiten für die EU aufgelistet. Der Forstaktionsplan (FAP)10 der EU baut auf dieser Forststrategie auf und dient als Koordinationsinstrument für forstliche Tätigkeiten und Politiken auf EU-Ebene. Er zielt unter anderem darauf ab, die biologische Vielfalt, die CO₂-Abscheidung sowie die Unversehrtheit, Gesundheit und Resilienz der Waldökosysteme auf multiplen geografischen Ebenen zu erhalten und in geeigneter Weise zu verbessern, denn gut funktionierende Ökosysteme sind für die Erhaltung der Produktionskapazität wesentlich. Der Aktionsplan sieht außerdem ein europäisches Forstüberwachungssystem und besseren Waldschutz in Europa vor.

Dieses Grünbuch

Das Grünbuch stellt außerdem eine Reihe von Fragen in den Raum, die angesichts des sich wandelnden Klimas zur Herausarbeitung von Optionen für ein künftiges EU-Konzept für den Schutz der Wälder und für Waldinformationssysteme wichtig sind. Die Antworten der EU-Organe, der Mitgliedstaaten, der europäischen Bürger und anderer Interessenträger werden für die Kommission eine Grundlage bilden, auf der die EU etwaige zusätzliche Maßnahmen beschließen kann, um die Wälder Europas besser auf den Klimawandel vorzubereiten und sicherzustellen, dass sie ihren Funktionen besser gerecht werden. Das Grünbuch könnte auch bei der Entscheidung über eine etwaige Einbeziehung von Klimaaspekten in die EU-Forststrategie eine Rolle spielen.

2. Der Zustand der Wälder - Waldfunktionen

2.1. Was ist ein Wald?

Da es keine EU-weit anerkannte, gemeinsame Definition für den Begriff Wald gibt, werden als Arbeitsgrundlage für die Debatte über den Schutz der Wälder die Definitionen herangezogen, die die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) sowie die Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE)11 bei ihrer regelmäßigen Evaluierung der Forstressourcen verwenden und auf die sich auch die MCPFE stützt.

2.2. Waldfläche

Die historische Nachfrage nach Land, Holzprodukten und Energie hat weltweit dazu geführt dass - vorwiegend im 20. Jahrhundert - ein Großteil der Urwälder abgeholzt wurde. Heute sind weniger als 30 % der Landfläche der Erde bewaldet, und die Fläche nimmt stetig weiter ab12. Die vor allem in Entwicklungsländern noch immer stattfindende Entwaldung und andere damit zusammenhängende Landnutzungsänderungen sind nach wie vor für rund 12-15 % der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich13.

Einst war der größte Teil Europas von Wäldern bedeckt. Seit der Besiedlung durch den Menschen vor einigen Tausend Jahren nimmt dieser stetig aber spürbar Einfluss auf die Wälder und ihre Zusammensetzung14. Heute bestehen die Wälder Europas zumeist aus naturnahen Beständen sowie einheimischen oder eingeführten Baumarten.

5 % der weltweiten Waldfläche liegen derzeit in der EU, deren Wälder sich in den vergangenen 60 Jahren kontinuierlich ausgeweitet haben, in letzter Zeit allerdings weniger schnell. Wälder und andere bewaldete Flächen in der EU erstrecken sich über 155 bzw. 21 Mio. ha und nehmen zusammen über 42 % der europäischen Landfläche ein15. Die meisten Wälder Europas, auch Wirtschaftswälder, haben ebenfalls - gemessen in Holzvolumen und CO₂-Speicherkapazität - zugenommen und entziehen somit der Atmosphäre wirksam CO₂.

2.3. Waldfunktionen

Wälder zählen zu den biodiversitätsreichsten terrestrischen Ökosystemen. In gesunden Wäldern mit großer biologischer Vielfalt sind Organismen und ihre Populationen daher in der Lage, sich veränderlichen Umweltbedingungen anzupassen und die Gesamtstabilität des Ökosystems zu gewährleisten16. Wälder wachsen langsam: Bäume brauchen Jahre, um sich zu verjüngen, Jahrzehnte zum Wachsen, und die Endnutzung junger Bestände lässt sich zum Zeitpunkt der Bestandsgründung mitunter nur schwer vorhersagen.

Wälder haben vielfältige, miteinander verknüpfte soziale, ökonomische und ökologische Funktionen, die sie oft zur gleichen Zeit am selben Ort erfüllen. Die Sicherung dieser Multifunktionalität erfordert ausgewogene und auf stichhaltigen Waldinformationen beruhende Bewirtschaftungsansätze.

2.3.1. Sozioökonomische Funktionen
2.3.1.1. Wälder sichern Arbeitsplätze, Einkommen und Rohstoffe für die Industrie und erneuerbare Energien.

Die Zahl der Waldeigentümer in der EU wird auf 16 Millionen geschätzt17, rund 350 000 Personen sind jedoch direkt im Sektor Waldbewirtschaftung beschäftigt.

Haupteinkommensquelle der meisten Forstbetriebe ist die Holzerzeugung. Die forstbasierte Primärindustrie produziert Sägeholz, Holzwerkstoffe, Zellstoff für die Papierherstellung, Brennholz sowie Holzhackschnitzel und Rinde zur Gewinnung von Bioenergie, beschäftigt über 2 Millionen Menschen, oft in ländlichen kleinen und mittleren Unternehmen, und verzeichnet einen Umsatz von 300 Mrd. EUR18. Die EFSOS-Studie (European Forest Sector Outlook)19 forderte, dass mehr Anreize und Ausbildungsmöglichkeiten geschaffen und die Sicherheitsstandards für forstwirtschaftliche Berufe verbessert werden sollten.

Die Holzwirtschaft steht am Anfang einer langen Wertkette, die Industriesektoren wie Möbelherstellung, Bauwesen, Druckerei und Verpackung umfasst. Der Forstsektor sichert rund 8 % der Gesamtwertschöpfung des Herstellungsgewerbes. In ländlichen Gebieten ist die wirtschaftliche Bedeutung des Sektors sehr groß, denn nachhaltig bewirtschaftete Wälder beliefern forstbasierte Industrien mit dem notwendigen Rohstoff Holz. Forstliche Rohstoffe, Güter und Dienstleistungen können auch eine der Hauptgrundlagen für den wirtschaftlichen Aufschwung und "grünes Wachstum" in ländlichen Gebieten sein.

Zwischen 1950 und 1990 hat die industrielle Holzerzeugung in Westeuropa stetig zugenommen und im Jahr 2000 ein Plateau erreicht. Obwohl die Verarbeitung von Schwachholz teurer war und Änderungen bei der Waldbewirtschaftung voraussetzte, war diese Entwicklung dank neuer Verarbeitungs- und Herstellungstechnologien, vor allem in den 1970er und 1980er Jahren20, und später aufgrund der zunehmenden Wiederverwertung von Papier21 möglich. Ein ähnlicher Trend wurde in Osteuropa verzeichnet wo sich die Holzproduktion um 1985 stabilisierte.

Vor dem Hintergrund der Ausdehnung der Wälder und höherer Bestandsdichten (Bäume/ha) ist die Waldnutzungsrate in der EU, ausgedrückt als Verhältnis von nachwachsenden zu eingeschlagenen Holzmengen, ab 5022 bis Anfang dieses Jahrhunderts insgesamt zurückgegangen. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Nachfrage nach Holzprodukten durch die Nachfrage aus dem Bioenergiesektor ergänzt.

Die EU hat das Potenzial, die nachhaltige Holzmobilisierung noch weiter zu verbessern ohne dabei andere Waldfunktionen in Frage zu stellen. Dabei muss jedoch der Wettbewerbsfähigkeit forstbasierter Industrien, der wirtschaftlichen Tragfähigkeit, der Umweltverträglichkeit, der Aufsplitterung von Eigentumsverhältnissen und der Organisation und Motivation von Waldeigentümern gleichermaßen Rechnung getragen werden - die Herausforderung ist groß und wird weitere Informationsanstrengungen erfordern.

Im Zuge der Verwirklichung des im Rahmen des Klima- und Energiepakets der EU angestrebten Ziels, namentlich 20 % des Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen zu decken könnte sich die Gesamtnachfrage nach Biomasse aus Land- und Forstwirtschaft verdoppeln oder verdreifachen23; auch Produktion und Nutzung von Biomasse könnten sich spürbar erhöhen.

Bedarfsprognosen der UNECE und der FAO24 zufolge kann bei der gegenwärtigen Materialnutzung und angesichts des extrapolierten Bedarfs an erneuerbaren Energien ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage nicht ausgeschlossen werden, wenn der Holzanteil der Biomassekomponente des Gesamtangebots an erneuerbaren Energien konstant bleibt.

Bei diesem Szenario wurde geschätzt25, dass das Verhältnis zwischen Einschlag und Nettojahreszuwachs bei stetig steigender Nachfrage in einigen Ländern Europas vorübergehend auf über 100 % zugunsten des Holzeinschlags ansteigen und die nachwachsenden Bestände ab 2020 rückläufig sein könnten. Auch wenn eine vorübergehend hohe Nutzungsrate nicht unbedingt unnachhaltig ist, wenn man bedenkt dass die Altersklassenstruktur der Wälder in vielen Mitgliedstaaten eine rechtsschiefe Verteilung aufweist, könnte sie dennoch dazu führen, dass Wälder sich von Kohlenstoffsenken zur vorübergehenden Emissionsquellen entwickeln.

Steigende Nutzungsraten können auch helfen, die Instabilität alternder Bestände, die Sättigungseffekte in alten Wäldern und ihre Anfälligkeit für Waldbrände, Orkane und Schädlinge abzuschwächen und auf diese Weise das Risiko, dass sich Europas Wälder zu einer CO₂-Quelle entwickeln, zu senken.

Gezielte Waldinformationen müssen unbedingt rechtzeitig vorliegen, um bestimmen zu können, welche Rolle der Rohstoff Holz für die holzverarbeitende Industrie und die Energieerzeugung spielen kann. Um das Potenzial für eine nachhaltige Holzversorgung aufrecht zu erhalten, müssen bei obigem Szenario

Die Umsetzung dieser Maßnahmen in einer Weise, die alle anderen Waldfunktionen nicht beeinträchtigt oder sogar verbessert, wird die nachhaltige Waldbewirtschaftung auf allen Ebenen vor neue Herausforderungen stellen. Zur Anpassung der Wälder an den Klimawandel könnten in diesem Zusammenhang auch Umstrukturierungsmaßnahmen wie Änderungen der Bestandszusammensetzung und - je nach Lage vor Ort - häufigere und frühere Durchforstungen notwendig werden.

Außerdem lässt sich in einigen Regionen Europas mit Holzprodukten, Waldnebenerzeugnissen und Dienstleistungen mehr Einkommen erwirtschaften als mit Holzverkäufen26. Die Kommission hat innovative Methoden für die Bewertung nichtmarktbestimmter Forsterzeugnisse und Walddienstleistungen geprüft27. Schutz der Biodiversität, Erholung, CO₂-Abscheidung und Wasserrückhaltung sind die wichtigsten nichtmarktbestimmten Dienstleistungen, die in der Regel jedoch ungewürdigt bleiben, weil sie häufig als öffentliche Güter gewertet werden.

2.3.1.2. Wälder schützen Siedlungen und Verkehrswege

Wälder sind ein Hauptbestandteil des europäischen Landschaftsbildes. Viele Berggebiete Europas wären unbewohnbar ohne Wälder, die Straßen und Schienenwege, Anbaugebiete und ganze Siedlungen vor Erdrutschen, Muren, Steinschlägen und Lawinen schützen. Diese Schutzwälder müssen speziell bewirtschaftet werden, damit eine stabile und dauerhafte Vegetationsdecke gewährleistet ist. In Österreich wurden mit dem Forstgesetz von 1975 19 % der gesamten Forstfläche des Landes zu Schutzwald erklärt. Die französische Forstgesetzgebung unterscheidet zwischen verschiedenen Schutzwaldtypen: "forêts de montagne (Bergwälder), forêts alluviales (Auenwälder), forêts périurbaines ou littorales (stadtnahe Wälder oder Küstenwälder)".

Wälder, die zu (selten marktbestimmten) gemeinnützigen Zwecken (beispielsweise für die Jagd, für Erholungszwecke, für den Landschaftswert, zum Beeren- und Pilzesammeln) bewirtschaftet werden, wirken auf angrenzende Anwesen wertsteigernd fördern Tourismus, Gesundheit und Wohlbefinden und sind Teil des europäischen Kulturerbes.

2.3.2. Umweltfunktionen - Ökosystemdienstleistungen
2.3.2.1. Wälder schützen Böden

Wälder sind für die Landschaftspflege und die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit wichtig. Sie verhindern Bodenerosion und Wüstenbildung, vor allem in Berg- und semiariden Gebieten, indem sie Wasserabfluss und Windgeschwindigkeit begrenzen.

Sie lockern und bereichern28 die Böden, auf denen sie wachsen, mit ihren groben und feinen Wurzeln, die die Gesteinsverwitterung fördern und bei deren Abbau organische Bodensubstanzen (OBS) entstehen, und fördern auf diese Weise Fruchtbarkeit, Produktivität und die CO₂-Abscheidungskapazität des Bodens. Maßnahmen zur Aufforstung und Wiederbewaldung, mit denen die Waldfläche Europas vergrößert wird, Naturverjüngung, mehr Mischwälder und bodenverträgliche Erntemaschinen unterstützen diese Schutzfunktion. Andererseits können Intensivierungsmaßnahmen wie Umtriebsverkürzungen und das Nutzbarmachen von Abholzresten, Stümpfen und Wurzeln die Böden schädigen und auslaugen und unter bestimmten Bedingungen29 und je nach lokalen Gegebenheiten zusätzliche THG-Emissionen verursachen.

2.3.2.2. Wälder regulieren die Wasserversorgung

Wälder spielen insofern eine wichtige Rolle, als sie Wasser speichern, reinigen und an Oberflächenwasserkörper und Grundwasserschichten abgegeben. Ihre Reinigungsfunktion, die auch die Waldböden umfasst30, beinhaltet auch das Aufspalten oder Binden von Luftschadstoffen aus Niederschlagswasser. Waldböden speichern große Wassermengen und mindern so die Überschwemmungsgefahr. Viele Mitgliedstaaten nutzen die Wasserregulierungsfunktion der Wälder für die Trinkwasserversorgung. In Belgien werden Brüssel und Flandern hauptsächlich mit Wasser aus dem Waldgebiet der Ardennen versorgt. In Deutschland liegen zwei Drittel der "Wasserschutzgebiete"31, in denen hochwertiges Trinkwasser gewonnen wird in Wäldern. In Spanien wurden Wälder in flussaufwärts gelegenen Wassereinzugsgebieten aufgrund ihrer Kapazität zur Verbesserung der Wasserqualität als besondere Schutzgebiete ausgewiesen.

2.3.2.3. Wälder erhalten die biologische Vielfalt

Wälder in Europa sind ein wichtiger Teil des Naturhaushalts Europas und beheimaten die meisten Wirbeltiere des europäischen Kontinents. Verschiedene dominante Baumarten (z.B. Rotbuche und Steineiche) kommen quasi nur in Europa vor und prägen europäische Wälder. Tausende von Insekten- und Wirbellosenarten und ebenso viele Pflanzenarten sind vorwiegend auf Waldhabitate beschränkt, die sich aus den genannten Baumarten zusammensetzen. Durch die Erhaltung der biologischen Vielfalt (von Genen bis Landschaften) werden Wälder widerstands- und anpassungsfähiger32. Als Natura-2000-Gebiete ausgewiesene Waldhabitate erstrecken sich über 14 Millionen Hektar und nehmen nahezu 20 % der gesamten Landfläche des Natura-2000-Netzes ein.

Von Menschenhand unberührte Naturwälder33 34 beanspruchen mit rund 9 Millionen Hektar etwa 5 % der gesamten Forstfläche des europäischen Wirtschaftsraums35. In derartigen Waldhabitaten werden zahlreiche Kulturpflanzen, Wildfrüchte und gängige Arzneipflanzen gewonnen; sie sollten diese Funktion auch für kommende Generationen erfüllen. In den Wälder Südosteuropas, Fennoskandinaviens und des baltischen Raums sind große Fleischfresser wie Wölfe, Bären und Luchse heimisch, die andernorts in der EU so gut wie ausgestorben sind.

Im Vergleich zur Nichtbewirtschaftung lassen sich durch gezielte Waldbewirtschaftung, beispielsweise durch Nachahmung natürlicher Störfaktoren, vielfältigere Lebensraumstrukturen schaffen, die ihrerseits größeren Artenreichtum begünstigen können36.

Die von der Kommission durchgeführte jüngste Bewertung des Erhaltungszustands der aufgrund ihrer besonderen Anfälligkeit unter die FFH-Richtlinie37 fallenden Lebensräume und Arten Europas zeigt, dass Grünland, Feuchtgebiete und Küstenlebensräume am stärksten belastet sind, während ein Drittel der Waldhabitate von gemeinschaftlichem Interesse38 einen günstigen Erhaltungszustand aufweist. Die Lage ist jedoch von Region zu Region unterschiedlich, und Anhaltspunkte für eine allgemeine Entwicklungstendenz gibt es nicht. Aus Berichten über das Biodiversitätsziel der EU für 2010 geht hervor, dass bestimmte Waldvogelpopulationen nach einer rückläufigen Entwicklung heute wieder stabil sind während der Bestand an toten Gehölzen in den meisten europäischen Ländern nach wie vor nicht optimal ist39. Es wird auch darauf hingewiesen, dass die biologische Vielfalt der Wälder durchaus auch durch waldexterne Faktorten gefährdet werden kann.

Das letzte Monitoring der biologischen Vielfalt der Wälder in der EU40 hat ein Basisszenario mit harmonisierten und vergleichbaren Informationen über Baumartenreichtum, Bestandsstruktur, Waldtypen, tote Gehölze und Bodenvegetation geschaffen. Insbesondere wurde festgestellt, dass die erhobenen Wälder zumeist zwischen 60 und 80 Jahre alt sind und sich aus einer, maximal zwei und eher selten aus zehn Baumarten zusammensetzen. Es wird jedoch in Erinnerung gerufen dass die biologische Vielfalt als solche bekanntlich nicht nur von Baumarten sondern auch von der Bestandsstruktur und den sich daraus ergebenden Lichtverhältnissen abhängt.

2.3.3. Die klimaregulierende Funktion der Wälder
2.3.3.1. Wälder als Kohlenstoffsenken und Kohlenstoffquellen

Aufgrund ihrer Fähigkeit, CO₂ aus der Atmosphäre aufzunehmen, in Biomasse und Boden zu speichern und somit eine Kohlenstoffsenke zu bilden, sind Wälder ein wichtiger Teil des globalen Kohlenstoffkreislaufs. Wachsende Wälder kompensieren zunehmende THG-Konzentrationen in der Atmosphäre. Andererseits kann die Degradation der Wälder oder ihre Umwidmung zu anderen Nutzungszwecken dazu führen dass infolge von Bränden, Biomasseverfall und/oder der Mineralisierung organischer Bodensubstanzen große Mengen Treibhausgase freigesetzt werden und der Wald zur Kohlenstoffquelle wird.

Nationale Forstinventare (NFI) sind die wichtigsten Datenquellen, wenn abgeschätzt werden soll, ob ein Wald Kohlenstoffsenke und Kohlenstoffquelle ist. Zurzeit weisen die NFI darauf hin, dass in der EU mehr Wald zuwächst als eingeschlagen wird. In der Praxis bedeutet dies, dass europäische Wälder Kohlenstoff akkumulieren und die "Waldfläche" als Nettokohlenstoffsenke fungiert41, d. h. sie bindet etwa 0,5 Gt CO₂/Jahr, gemessen an THG-Industrieemissionen der EU-27 von 5 Gt CO₂Äquivalent/Jahr42. Die kombinierte Wirkung des Klimawandels (z.B. mehr Orkane43), der Prävalenz älterer Bestände und einer möglicherweise unvorhersehbaren größeren Holzernte kann diese Aufnahme- und Speicherkapazität jedoch beeinflussen.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass Wälder nachwachsende Rohstoffe und erneuerbare Energien bereitstellen können, die anstelle von kohlenstoffreicheren Produkten und Energiequellen genutzt werden können. Mehr Kohlenstoffbindung in lebenden Baumbeständen und Holzprodukten und geringere Nutzung fossiler Brennstoffe bedeuten letztendlich weniger THG in der Atmosphäre.

Langfristig gesehen dürften eine nachhaltige Waldbewirtschaftungsstrategie zur Erhaltung oder Verbesserung der CO₂-Speicherkapazität der Wälder und eine nachhaltige Jahresproduktion von Nutzholz, Holzwerkstoffen und Brennholz den größten Beitrag zum Klimaschutz leisten.44

2.3.3.2. Wälder als Regulatoren des örtlichen und regionalen Wetters

Die Verdunstung von Wasser aus der Pflanzenwelt (Evapo-Transpiration) ist für ungefähr zwei Drittel des Gesamtwassereintrags aus dem Boden in die Luft verantwortlich45. Wälder speichern nicht nur, sondern verdunsten auch, ergänzend zur Verdunstung der Ozeane und der dadurch entstehenden landwärts ziehenden Luftfeuchtigkeit, enorme Mengen Wasser46. Sie spielen somit bei der atmosphärischen Zirkulation und beim terrestrischen Wasserkreislauf47 eine bedeutende Rolle und können auch dazu beitragen, Probleme mit regionalem Klima, Wüstenbildung und Wasserversorgung zu mildern.

Weil sie den Wasserkreislauf verändert, wirkt sich die Entwaldung global und lokal unmittelbar auf Wind- und Wetterlagen aus. In bestimmten ariden Gebieten können Wälder Wasserdefizite jedoch noch verschlimmern, weil ihre Pflanzenwelt mehr Wasser verdunstet oder evapotranspiriert als dies bei anderen Vegetationstypen der Fall ist. Dies gilt besonders für schnell wachsende Baumarten, die viel Wasser benötigen und Sorten, die an ungeeigneten Standorten gepflanzt wurden48.

Die vorliegenden Informationen über den Einfluss der Wälder auf Wetterlagen beziehen sich eher auf globale als europäische Verhältnisse. Eine auf Europa konzentrierte Prüfung dieser Frage wäre erwünscht. Ohne langfristige Beobachtungen wird sich allerdings kaum feststellen lassen, inwieweit Veränderungen dem Klimawandel anzulasten sind.

Frage 1:

Sollte die Frage der Erhaltung, des Ausbalancierens und der Verbesserung der Waldfunktionen stärker berücksichtigt werden? Wenn ja, sollten diesbezügliche Maßnahmen auf EU-Ebene, auf nationaler Ebene und/oder auf einer anderen Ebene getroffen werden? Auf welche Weise?

3. Auswirkungen des Klimawandels auf die Wälder

Wälder haben sich im Verlaufe natürlicher Klimaänderungen über Jahrtausende hinweg entwickelt. Da sich das Klima nur langsam veränderte und das natürliche Umfeld nur wenige Hindernisse präsentierte, konnten sich Arten und Gemeinschaften leichter anpassen und entwickeln49. Die meisten

Waldbewirtschaftungsmaßnahmen der EU haben zum Ziel, Wälder zu entwickeln, die gut an die lokalen Wachstumsbedingungen angepasst sind. Die natürliche Anpassungsfähigkeit der Ökosysteme kann jedoch mit dem vom Menschen induzierten Klimawandel nicht mithalten. Nie hat sich die Erde in diesem Tempo erwärmt. Zersplitterte Landschaften, oftmals vereinfachte Waldstrukturen/Waldzusammensetzungen und Belastungen wie Waldschäden, neue Schädlinge und Stürme machen eine eigenständige Anpassung der Wälder sehr viel schwieriger. Deshalb wird der Mensch bei Artenauswahl und Bewirtschaftungstechniken verstärkt intervenieren müssen, um eine tragfähige Waldfläche zu erhalten und die Kontinuität der Waldfunktionen zu sichern. In einigen Regionen können mittelfristig günstigere Waldwachstumsbedingungen vorherrschen.

Im vergangenen Jahrhundert sind die Durchschnittstemperaturen in Europa um nahezu 1° C50 gestiegen - Tendenz steigend, wobei die optimistischste Prognose einen Temperaturanstieg von 2° C bis 2100 vorhersieht. Eine Veränderung dieser Größenordnung entspricht dem Idealtemperaturunterschied zwischen Fichten- und Birkenwäldern oder Birken- und Eichenwäldern. Ganze Regionen werden folglich für bestimmte Waldtypen nicht mehr geeignet sein, und es wird zu einer Verlagerung der natürlichen Artenverteilung und bei existierenden Beständen zu Wachstumsveränderungen kommen. Auch Wetterextreme (Stürme, Waldbrände, Dürreperioden und Hitzewellen) dürften sehr viel häufiger51 auftreten und/oder heftiger werden.

Auch ohne Klimawandel wurden die Waldfunktionen schon immer durch natürliche Gefahren beeinträchtigt. Solche Gefahren werden durch den Klimawandel in der Regel zwar verschlimmert, es lässt sich jedoch nicht in genauen Zahlen ausdrücken, inwieweit Gefahrenauswirkungen im Vergleich zur geschichtlichen Entwicklung ausschließlich dem Klimawandel zuzuschreiben sind. Deshalb werden die Auswirkungen endemischer Ursachen und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Waldfunktionen ganzheitlich betrachtet.

3.1. Veränderliche Umweltbedingungen und Waldschäden

Prognosen über die mittelfristigen Nettoauswirkungen des Klimawandels auf die Artenpopulationen europäischer Wälder sind insgesamt gesehen komplex52:

In Nordwesteuropa, wo Wasser in der Regel weniger knapp ist, dürfte eine Kombination steigender Kohlendioxidwerte in der Atmosphäre, einer längeren Wachstumssaison und der besseren Nährstoffverfügbarkeit infolge der atmosphärischen Deposition und der verstärkten Bodenmineralisierung den Waldzuwachs fördern.

In Südeuropa, das eher durch Wasserknappheit gekennzeichnet ist, können häufigere Dürreperioden im Sommer Produktivität und Resilienz verringern. Nach den Dürreperioden und Hitzewellen der vergangenen Jahrzehnte wurde in Ländern des Mittelmeerraums ein Waldrückgang beobachtet, der durch Waldschäden und das Absterben verschiedener Kiefern- und Eichenarten53 gekennzeichnet ist, Symptome, die im Allgemeinen mit trockeneren und wärmeren Klimabedingungen in Zusammenhang gebracht werden54 und oft zusammen mit biotischen Faktoren (Insektenschädlinge und Krankheiten) auftreten.

Längerfristige Prognosen sind unsicherer und hängen von der Winter- und Sommerresistenz der betroffenen Waldtypen und Arten ab. So wäre der Verlust alpiner Lebensräume, die in niedrigeren Höhenlagen ein geeigneter Standort für die Zirbelkiefer sind, 2,4 mal größer als der Gewinn, der mit einer Verlagerung des Kiefernwaldes in höhere Lagen erzielt würde55.

Der Klimawandel dürfte auch56

3.2. Destruktive Stürme

Historische Zeitreihen über Sturmschäden in der EU sind lückenhaft, und eine adäquate Risikoanalyse für den Forstsektor macht weitere Untersuchungen erforderlich. In den vergangenen zehn Jahren wurde Europa jedoch häufiger von destruktiven Stürmen heimgesucht. Orkane sind im temperierten Europa zum bedeutendsten Schadfaktor geworden, und bei über 50 % aller Forstschäden zusammengerechnet handelt es sich mittlerweile um Sturmschäden57. Im Januar 2005 wütete in Nordeuropa Orkan "Gudrun"; die sturmgefällte Holzmenge von 75 Mio. m³ entsprach einer normalen Jahresholzernte von ganz Schweden. 2007 richtete Orkan "Kyrill" im nordwesteuropäischen Flachland weitreichende Schäden an. Im Januar 2009 fällte Orkan "Klaus" ganze Waldflure in Südwestfrankreich und Nordspanien.

Abgesehen von ihren negativen Umweltauswirkungen haben derartige Stürme auch soziale und wirtschaftliche Konsequenzen, denn es müssen riesige Mengen Holz mobilisiert werden, wobei es sich oft um zersplitterte, gespaltene oder entwurzelte Bäume handelt, die aufgrunddessen an Verkaufswert verlieren. Um möglichst viel Holz zu retten und seine Verkaufschancen zu erhöhen, muss das Holz so schnell wie möglich abtransportiert werden, auch um das Risiko weiterer Schäden durch Insekten- und Pilzbefall und uneinheitliches Trocknen zu reduzieren.

Während Rettungsaktionen nach kleineren Stürmen vorübergehend lokale Beschäftigungsmöglichkeiten bieten können, ist bei großen Sturmschäden in der Regel eine Umgruppierung von Arbeitskräften für Planung, Ernte, Abtransport, Vermarktung und Lagerung der großen Holzmengen erforderlich. Dadurch werden nicht nur die Holzmärkte für bestimmte Holzqualitäten beeinträchtigt, sondern auch geplante Waldarbeiten. Sturmschäden können auch teure Wartungs- und Reparaturarbeiten an Verkehrswegen und ökologischen Infrastrukturen nach sich ziehen.

3.3. Großbrände

Es wird prognostiziert, dass der Klimawandel vor allem in Südeuropa mehr Dürreperioden, höhere Temperaturen und mehr Windaufkommen verursachen wird.

Dadurch nimmt die Wahrscheinlichkeit heftiger Brände zu, wie in der nachstehenden Grafik illustriert, die zeigt, dass zwischen den durchschnittlichen Brandflächen und der monatlichen Einstufung der Brandgefahr (Monthly fire danger Severity Rating, MSR)58 in gefährdeten Mitgliedstaaten59 ein deutlicher Zusammenhang besteht. Dies bedeutet dass die künftigen Wetterbedingungen im europäischen Mittelmeerraum die Brandgefahr erhöhen und somit auch die abgebrannte Fläche zunehmen dürfte.

Abgebrannte Fläche im Vergleich zur monatlichen Gefahreneinstufung der Mitgliedstaaten im Mittelmeerraum
(Juni - Oktober 1985-2005)

Monatliche Gefahreneinstufung

Derzeit brennen in der EU im Jahresschnitt 500 000 ha Wald ab, mit entsprechenden Emissionen von CO₂, anderen Gasen und Feinstaubpartikeln60. In den am meisten betroffenen Mitgliedstaaten werden jährlich mehr als 50 000 Waldbrände gezählt, obwohl diese Zahl im Vergleich zu den vorangegangenen Jahrzehnten in den letzten Jahren zurückgegangen ist.

Das höhere Brandrisiko und die Zahl der Waldbrände haben riesige verbrannte Flächen verursacht - im Jahr 2003 (über 400 000 ha) und 2005 in Portugal sowie in den Jahren 1985, 1989 und 1994 in Spanien. In Griechenland führten fünf größere Waldbrände im Jahr 2007, als die Temperaturen 46 ºC erreichten, in der Region des Peloponnes allein zu Flächenverlusten von 170 000 ha.

Großbrände fordern nicht nur Menschenleben, sie schädigen auch Eigentum, reduzieren die Bodenfruchtbarkeit wegen des Verlusts an organischer Substanz und behindern die Erhaltung der biologischen Vielfalt. Im Sommer 2009 betrafen mindestens 30 % der Brandfläche61 Natura-2000-Gebiete in Bulgarien, Frankreich, Griechenland, Italien, Portugal, Spanien und Schweden. Schwer geschädigte Natura-2000-Waldgebiete werden stark gefordert sein, um ihren früheren Zustand, vor allem unter dem Gesichtspunkt der Biodiversität, wiederzuerlangen.

Die EU und ihre Mitgliedstaaten haben viel getan, um die Frage der Waldbrandverhütung zu regeln, und den Schwerpunkt auf Ausbildung, Forschung, Sensibilisierung und die strukturelle Prävention gelegt. Sie werden ihre Anstrengungen angesichts des Klimawandels intensivieren müssen. Auch zwischen gezielter Waldbewirtschaftung und Reduzierung des Brandrisikos besteht ein deutlicher Zusammenhang: Gut funktionierende Bioenergiemärkte, die durch unzulängliche Waldbewirtschaftung aufgrund fragmentierter Eigentumsverhältnisse oft beeinträchtigt werden, könnten die Waldbrandverhütung positiv beeinflussen, wenn ein wirtschaftlicher Anreiz dafür geschaffen wird, Biomasse (die Lauffeuern in der Natur überlassenen Wäldern Vorschub leistet) aus dem Wald zu entfernen.

3.4. Auswirkungen auf die Waldfunktionen

In seinen Schlussfolgerungen zum jüngsten Weißbuch der Kommission "Anpassung an den Klimawandel: Ein europäischer Aktionsrahmen" verwies der Rat auf die Notwendigkeit, der Frage der Anpassung in allen maßgeblichen Politiken Rechnung zu tragen, indem unter anderem die Resilienz der Wälder verbessert wird. Auch die Klimaauswirkungen in den betroffenen Sektoren sollen genauer bewertet werden.

Die Rolle der nachhaltigen Waldbewirtschaftung bei der Reduzierung der Anfälligkeit von Wäldern gegenüber dem Klimawandel wurde anerkannt.

In den Schlussfolgerungen wurde auch der Bericht 0962 der Internationalen Union der Waldforschungsorganisationen (International Union of Forest Research Organizations) zur Kenntnis genommen, in dem es sinngemäß heißt: "Seit 50 Jahren schon beeinflusst der Klimawandel die Waldökosysteme und wird sich in Zukunft noch stärker auswirken. Es besteht die Gefahr, dass die CO₂-Regulierungsfunktion der Wälder ganz verloren gehen, wenn die derzeitigen CO₂-Emissionen nicht drastisch reduziert werden. Geschieht dies nicht, werden riesige Mengen Kohlenstoff in die Atmosphäre frei gesetzt, und der Klimawandel wird sich verschlimmern."

Die kombinierten Auswirkungen des Klimawandels auf die Wälder, darunter die Verlagerung der Umweltbedingungen, Waldschädigungen, Orkane und Brände, werden sich - wenn auch unterschiedlich stark - in ganz Europa bemerkbar machen.

Auswirkungen auf die sozioökonomischen und die ökologischen Waldfunktionen sind sicher. Probleme, die heute nur mit bestimmten Regionen assoziiert werden, dürften ihre traditionelle Grenzen sprengen, wie dies bereits bei Waldbränden und Orkanen der Fall ist. Diese zunehmende EU-weite Dimension63 wirft die Frage auf, was die EU tun kann, damit die Wälder all ihre Funktionen weiterhin erfüllen können.

Frage 2:

4. Verfügbare Instrumente zum Schutz der Wälder

Die Mitgliedstaaten haben heute viele Instrumente zu ihrer Verfügung, um Wälder zu schützen. MCPFE-Grundregeln, einzelstaatliche Rechtsvorschriften und einschlägige EU-Vorschriften, Waldinformationssysteme und Praktiken für nachhaltige Waldbewirtschaftung - sie alle können einen Beitrag leisten. Darüber hinaus findet im Rahmen des Ständigen Forstausschusses, der Beratungsgruppe "Forstwirtschaft und Kork", des Beratenden Ausschusses für forstbasierte Primärindustrien und der Sachverständigengruppe für Waldbrände, in der die Kommission den Vorsitz führt, ein regelmäßiger Meinungsaustausch zwischen Interessenträgern, Mitgliedstaaten und der Kommission statt.

4.1. Nationale Strategien für Waldnutzung und Waldbewirtschaftung

In allen Mitgliedstaaten der EU gelten nationale (und mitunter auch regionale) Waldbewirtschaftungsvorschriften, die von gezielten Waldgesetzen bis hin zu forstspezifischen Kapiteln anderer Vorschriften reichen.

Folgende Instrumente sind in den verschiedenen EU-Ländern und EU-Regionen gängig:

In einigen Fällen sind die genannten Instrumente verbindlich, in anderen freiwillig.

4.2. EU-Strategien für die Waldnutzung und Waldbewirtschaftung

Neben der Forststrategie der EU sind im forstwirtschaftlichen Aktionsplan der EU und der Mitteilung über innovative und nachhaltige Forstwirtschaft64 - die einzigen forstspezifischen politischen Instrumente der EU - auch eine Reihe anderer EU-Maßnahmen von Bedeutung, auch wenn sie nicht speziell auf Wälder und die Forstwirtschaft ausgerichtet sind. Zahlreiche Schlüsselaktionen im forstwirtschaftlichen Aktionsplan der EU beziehen sich auf diese Maßnahmen, die nachstehend erläutert sind.

Auch der Crosscompliance-Mechanismus kann die Waldbewirtschaftung beeinflussen vor allem in Anschluss an die Änderung des Gesundheitschecks, mit der zur Einbeziehung der Wasserbewirtschaftung in die Rahmenregelung für guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand (GLÖZ) die neue Norm "Schaffung von Pufferzonen entlang von Wasserläufen" eingeführt wurde, die spätestens ab 2012 verbindlich sein wird. Im Rahmen der Umsetzung dieser Politik können auch bewaldete Pufferzonen geschaffen bzw. erhalten werden.

Frage 3:

4.3. Waldbewirtschaftung und Waldnutzung

Nachhaltige Waldbewirtschaftung auf Basis der MCPFE-Grundregeln, der Strategien und Auflagen der Mitgliedstaaten, die vor allem im Rahmen der Entwicklung des ländlichen Raums von der EU unterstützt wird, ist ein wichtiges forstwirtschaftliches Instrument zur Umsetzung der Politik in die Praxis. Zu den waldschutzfördernden Praktiken der nachhaltigen Waldbewirtschaftung zählen:

Frage 4:

4.4. Waldinformationen

Informationen über Waldressourcen und den Zustand von Wäldern sind unerlässlich, wenn sichergestellt werden soll, dass Entscheidungen, die die Wälder betreffen, auf allen Ebenen größtmöglichen sozioökonomischen und ökologischen Nutzen bringen.

Außerdem hat die EU im Rahmen der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen und des Übereinkommens über die biologische Vielfalt Berichterstattungsauflagen, die zuverlässige und kohärente Waldinformationssysteme voraussetzen. Zur Zeit werden Waldinformationen aus folgenden Quellen bezogen:

Das von der Kommission errichtete Europäische Zentrum für Forstdaten (European Forest Data Centre, EFDAC), das in der EU vorhandene Waldinformationen und Monitoring-Dateien nutzt und das Europäische Waldinformations- und -kommunikationsforum (EFICP)83 integriert, beruht auf diversen Initiativen der Kommission84. Das Datenzentrum soll zur Drehscheibe für Waldinformationen in Europa werden. Es sammelt zur Zeit alle im Rahmen früherer EU-Verordnungen zusammengetragenen räumlichen Daten und die Ergebnisse früherer Projekte.

Eurostat erstellt Jahresstatistiken für die EU und EFTA-Länder über die Produktion und den Handel mit Holz und Holzerzeugnissen. Im Rahmen eines weltweiten Projekts arbeitet das Amt mit UNECE, FAO und ITTO (Internationale Tropenholzorganisation) zusammen, wobei die Organisationen einen einheitlichen, gemeinsamen Fragebogen verwenden, der auf einheitlichen Definitionen beruht.

Diese Daten könnten dazu beitragen, den in den jährlich aus Wäldern entnommenen Holzmengen vorkommenden und in Holzprodukten gespeicherten Kohlenstoff zu modellieren. Eurostat liefert auch jährliche Wirtschaftsindikatoren für die Forstwirtschaft, den Holzeinschlag und die forstbasierte Primärindustrie.

Aggregierte Daten über Waldschäden geben, außer im Falle von Waldbränden, keinen Einblick in das tatsächliche Schadensausmaß. Ein System zur Überwachung von Schädlingsausbrüchen in der EU existiert zur Zeit nicht, könnte angesichts der erwarteten Auswirkungen des Klimawandels auf die Verteilung von Schadorganismen jedoch erforderlich werden. Außerdem ist aufgrund des Mangels an vergleichbaren und stichhaltigen Informationen ein unvollständiges Bild über die THG-Bilanz bei Forstarbeiten und ihre Auswirkungen auf die biologische Vielfalt der Wälder entstanden.

Die Notwendigkeit harmonisierterer, zuverlässigerer und umfassenderer Waldinformationen wird von der Kommission, den Mitgliedstaaten und zahlreichen Wirtschaftsteilnehmern zunehmend anerkannt. Bei der letzten Halbzeitbewertung85 des forstwirtschaftlichen Aktionsplans der EU wurde eine Verbesserung der existierenden Waldinformationssysteme gefordert. Auch wenn einige Mitgliedstaaten über Waldinformationen verfügen, die ihren eigenen Anforderungen gerecht werden, so sind diese Informationen auf EU- oder auf globaler Ebene jedoch nicht unbedingt von Nutzen.

Eine harmonisierte Berichterstattung über einen umfassenderen Satz von Indikatoren könnte dazu beitragen, die Informationen über die Nutzung von Wäldern, die Waldfunktionen und letztendlich den Waldschutz zu verbessern. Genauere Angaben über die Kohlenstoffbestände von Wäldern und die Abscheidung von CO₂ in Ernteholzprodukten sind ebenfalls wichtig, wenn Wälder und Forstwirtschaft auch weiterhin wirksam zum Klimaschutz beitragen sollen. Die beträchtlichen Schwierigkeiten, mit denen die EU kürzlich bei internationalen Verhandlungen wie der Kopenhagener Klimakonferenz konfrontiert war, haben dies sehr deutlich gemacht.

Frage 5:

5. Perspektiven

Zahlreiche Wälder in ganz Europa werden den Klimawandel zunehmend zu spüren bekommen. Der beste Weg um sicherzustellen, dass die Wälder ihren Funktionen weiterhin gerecht werden können, ist die Vorbereitung auf diese Herausforderungen. Dieses Grünbuch soll den Auftakt zu einer EU-weiten öffentlichen Debatte geben, um Meinungen über die Zukunft der Waldschutz- und Waldinformationspolitik in Erfahrung zu bringen und Argumente für eine etwaige Einbeziehung von Klimaaspekten in die EU-Forststrategie herauszuarbeiten.

Die europäischen Organe und alle interessierten Kreise (Organisationen oder Privatpersonen) werden aufgefordert, zu den in diesem Grünbuch formulierten Fragen und allen anderen Aspekten, die den Waldschutz und die Waldinformation betreffen, Stellung zu nehmen. Die Konsultation wird folgendermaßen ablaufen:

Eine öffentliche Internetkonsultation ist bis zum 31. Juli 2010 offen.

Die Kommission wird im Juni 2010 in Brüssel einen Workshop und eine Interessenvertretersitzung zu diesem Grünbuch anberaumen.

Sie wird die Beiträge der Interessenvertreter im Internet veröffentlichen, ebenso wie die wichtigsten Ergebnisse der Konsultation.

Die Ergebnisse dieser öffentlichen Befragung werden dazu beitragen, die künftigen Arbeiten der Kommission, insbesondere in Bezug auf die Frage, welchen Beitrag die EU zum Schutz der Wälder unter veränderlichen Klimabedingungen leisten kann, und den erforderlichen Informationsbedarf zu formulieren.

Mitgliedstaaten und Interessenvertreter werden gebeten, ihre Antworten auf die im Grünbuch formulierten Fragen bis spätestens 31. Juli 2010 an die folgende Anschrift zu senden:


Postweg:
Europäische Kommission
Generaldirektion Umwelt
Referat B1: Wälder, Böden und Landwirtschaft
BU-9 04/029 B-1049 Brüssel, Belgien
E-Mail:
ENV-U43-sectorforest@ec.europa.eu

Bitte lesen Sie die für diese Konsultation geltende Datenschutzerklärung, um zu erfahren, wie mit Ihren personenbezogenen Daten und mit Ihrem Beitrag verfahren wird. Branchenverbände werden gebeten, sich im Register der Interessenvertreter der Kommission zu registrieren (http://:ec.europa.eu/transparency/regrin). Dieses Register wurden im Rahmen der Europäischen Transparenzinitiative eingerichtet, um der Kommission und der Öffentlichkeit Informationen über die Ziele, Finanzierung und Strukturen von Interessenvertretern zu liefern.