Unterrichtung durch die Europäische Kommission
Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen über eine europäische Erneuerungsagenda für die Hochschulbildung - COM (2017) 247 final

Der Bundesrat wird über die Vorlage gemäß § 2 EUZBLG auch durch die Bundesregierung unterrichtet.

Hinweis: vgl.
Drucksache 580/11 (PDF) = AE-Nr. 110730,
Drucksache 315/16 (PDF) = AE-Nr. 160513,
Drucksache 747/16 (PDF) = AE-Nr. 161085,
Drucksache 748/16 (PDF) = AE-Nr. 161086,
Drucksache 352/17 (PDF) = AE-Nr. 170415 und AE-Nr. 170242

Europäische Kommission
Brüssel, den 30.5.2017
COM (2017) 247 final.

Mitteilung der Kommission an Das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen über eine europäische Erneuerungsagenda für die Hochschulbildung

{SWD(2017) 164 final}

1. EIN NEUER Impuls für die Hochschulbildung in der EU

Eine europäische Erneuerungsagenda für die Hochschulbildung, ...

Der Erfolg des Projekts Europa hängt davon ab, ob die EU in der Lage ist, eine bessere Zukunft für die europäischen Bürgerinnen und Bürger zu schaffen. Das ist eine der Kernaussagen des Weißbuchs der Kommission zur Zukunft Europas1. Diese Botschaft steht auch im Mittelpunkt der Initiative "Investieren in Europas Jugend"2 und der neuen europäischen Agenda für Kompetenzen3. Aus beiden geht klar hervor, dass effektive Bildungs- und Berufsbildungssysteme ein Grundstein für gerechte, offene und demokratische Gesellschaften sowie für nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung sind. In der Mitteilung zur europäischen Säule sozialer Rechte4 und im jüngsten Reflexionspapier "Globalisierung meistern"5 werden Bildung und Kompetenzen als eine der Prioritäten für die europäische Zusammenarbeit festgelegt.

In diesem Zusammenhang spielt die Hochschulbildung eine einzigartige Rolle. Die Nachfrage nach hochqualifizierten, sozial engagierten Menschen steigt und ist gleichzeitig im Wandel begriffen. Man geht davon aus, dass bis 2025 voraussichtlich für die Hälfte aller Arbeitsplätze ein tertiärer Bildungsabschluss erforderlich sein wird. Und bereits heute gibt es einen Mangel an hochqualifizierten Arbeitskräften. Durch die Digitalisierung werden Arbeitsplätze flexibler und komplexer. Mehr denn je müssen die Menschen in der Lage sein, unternehmerisch zu handeln, komplexe Informationen zu verarbeiten, selbstständig und kreativ zu denken, Ressourcen (auch digitale) intelligent zu nutzen, effizient zu kommunizieren und resilient zu sein. Europa braucht auch mehr Spitzenkräfte, die hochmoderne Technologien entwickeln und Lösungen erarbeiten können, von denen unser künftiger Wohlstand abhängt. Gleichzeitig ist angesichts der zunehmenden Polarisierung unserer Gesellschaften und dem wachsenden Misstrauen in die demokratischen Einrichtungen jedermann aufgerufen - auch das Hochschulpersonal und die Studierenden - sich aktiver in die sie umgebenden Gemeinschaften einzubringen und soziale Inklusion und Mobilität voranzubringen.

Ohne Hochschuleinrichtungen und -systeme, die in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation effektive Leistungen erbringen und mit der Gesellschaft in Kontakt stehen, kann Europa diesen Herausforderungen nicht begegnen. Die Reform der Hochschulbildung liegt in der Verantwortung der Mitgliedstaaten und ist Teil ihrer Anstrengungen, allgemeine und berufliche Bildungssysteme von Weltniveau zu schaffen. Die EU kann den Mitgliedstaaten bei ihren Bildungsreformbemühungen behilflich sein. Das Ziel der vorliegenden Erneuerungsagenda für die Hochschulbildung6 ist es zu gewährleisten, dass die EU-Initiativen zur Förderung der Modernisierung der Hochschulbildung auf Themen fokussieren, auf die es ankommt, und gleichzeitig einen Beitrag zur Vorbereitung des nächsten EU-Finanzierungszeitraums leisten.... die auf bereits Geleistetem aufbaut,

Die EU kann bei der Förderung der Hochschulbildung durch politische Zusammenarbeit und Programmfinanzierungen eine Reihe von Erfolgen aufweisen. Das Europäische Semester treibt Reformen an, speziell durch länderspezifische Empfehlungen zum Bildungsbereich. Als Teil der Strategie Europa 2020 und des strategischen Rahmens für die europäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der allgemeinen und beruflichen Bildung (ET 2020) ist der Rat übereingekommen, dass bis 2020 40 % der jungen Menschen einen tertiären oder gleichwertigen Abschluss haben sollten. Mit Blick auf diese Zielsetzung hat die Agenda für die Modernisierung von Europas Hochschulsystemen7 seit 2011 die strategische Richtung für die Aktivitäten der EU und der Mitgliedstaaten vorgegeben, und zwar in Bezug auf folgende Aspekte:

2. VORRANGIGE Massnahmen

Es ist an der Zeit, EU-Förderungen für die Hochschulbildung neu auszurichten. Zur Bewältigung der vier oben angeführten Herausforderungen sind schwerpunktmäßig vier entsprechende vorrangige Maßnahmen geplant, die durch Aktivitäten auf EU-Ebene unterstützt werden:

2.1 Maßnahmen zur Vermeidung künftiger Missverhältnisse zwischen

Kompetenznachfrage und -angebot und Förderung herausragender Leistungen bei der Kompetenzentwicklung

Es muss gehandelt werden, um die Nachfrage nach hochwertigen Kompetenzen in Europa bedienen zu können. Zunächst muss bei mehr Menschen das Interesse an Studienfächern geweckt werden, die sie auf Berufe vorbereiten, bei denen ein Arbeitskräftemangel besteht oder sich abzeichnet. In vielen EU-Mitgliedstaaten gibt es eine bislang nicht befriedigte Nachfrage nach Absolventinnen und Absolventen in den STE(A)M-Fächern - Science, Technology, Engineering, (Arts) and Mathematics - sowie in den Bereichen Medizin und Lehre.11 Zweitens müssen alle Studierenden, unabhängig vom Fachbereich, höhere Querschnitts- und Schlüsselkompetenzen erwerben, wenn sie erfolgreich sein wollen. Hohe digitale Kompetenz12, Rechenkompetenz, Selbstständigkeit, kritisches Denken und Problemlösungskompetenz sind zunehmend wichtige Fähigkeiten.

Die Wahl des Studienfachs hängt von der persönlichen Motivation, guter Beratung sowie einem attraktiven Lernangebot und guten Berufsaussichten ab. Die beruflichen Möglichkeiten sind letztlich zwar vom Arbeitgeber und der Wirtschaft im Allgemeinen abhängig, doch kommt der allgemeinen und beruflichen Bildung hier eine wichtige Rolle zu. Schulen können bei Schülerinnen und Schülern das Interesse an allen Unterrichtsfächern, auch an Mathematik und den Naturwissenschaften, wecken und bei ihrer Wahl beraten. Darüber hinaus spielen Schulen eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, den Anteil von Frauen, Minderheiten und anderen unterrepräsentierten Gruppen in wissenschaftlichen und technischen Fächern in der Hochschulbildung - und somit in den entsprechenden Berufen - zu erhöhen. Gute Informationen darüber, was Absolventinnen und Absolventen nach ihrem Abschluss machen, Kontakte mit Alumni sowie Prognosen zum zukünftigen Kompetenzbedarf sind eine wertvolle Hilfe für Berufsberater. Die Hochschuleinrichtungen haben die Pflicht, sicherzustellen, dass die Studieninhalte auf dem aktuellsten Stand sind; sie müssen einschlägige Studienprogramme in den Bereichen anbieten, in denen Fachkräftemangel herrscht, und Lern- und Lehrmethoden entwickeln, die es den Studierenden ermöglichen, Kompetenzen in der erforderlichen Breite und Tiefe zu erwerben.

Gut gestaltete Hochschulprogramme und -lehrpläne, die auf den Bildungsbedarf der Studierenden ausgerichtet sind, sind für eine effektive Kompetenzentwicklung von entscheidender Bedeutung. Ein breiteres Angebot an Studiengängen, auch mit der Möglichkeit eines Abschlusses nach zwei Jahren13 und Möglichkeiten für die fortlaufende berufliche Weiterentwicklung, können dazu beitragen, die Hochschulsysteme besser an den Bedarf der Menschen anzupassen. Die Technik bietet neue Möglichkeiten, Lernen und Lehre zu organisieren und zu strukturieren14, unter anderem durch offenen Unterricht, Online-Lernen und integriertes Lernen (Blended Learning)15, um die Flexibilität zu erhöhen und die Interaktion zwischen Lehrkräften und Studierenden zu verbessern. Hilfsmittel wie offene Bildungsressourcen (Open Educational Resources, OER) und Lernanalytik (Learning Analytics, LA) 16 haben das Potenzial, das Lernen zu verbessern; allerdings werden diese Möglichkeiten nach wie vor zu wenig genutzt. Ein Großteil der Hochschullehre findet zwar in Forschungseinrichtungen statt, diese Forschung wird jedoch nicht ausreichend als Input für die Lehre genutzt und Studierende werden häufig nicht an Forschungsarbeiten beteiligt. Daher sind die Möglichkeiten für Studierende, aktuelle Fragestellungen zu untersuchen und ihre Forschungskompetenzen zu entwickeln, begrenzt. Die digital vernetzte offene Wissenschaft17 eröffnet neue Möglichkeiten, dies zu ändern.

Die Hochschulbildung sollte es Studierenden auch ermöglichen, Kompetenzen und Erfahrungen im Rahmen von Aktivitäten, die von konkreten, realen Problemen ausgehen, zu erwerben; ferner sollten die Bildungssysteme berufspraktisches Lernen einbeziehen und, sofern möglich, internationale Mobilität bieten. Durch die Zusammenarbeit mit Arbeitgebern können Hochschuleinrichtungen die Relevanz ihrer Curricula erhöhen und diese besser umsetzen und somit die Chancen der Studierenden auf qualitativ hochwertiges, arbeitsbasiertes Lernen verbessern.

Es ist nicht einfach, gute Studienprogramme zu gestalten, aufzubauen und durchzuführen. Gute Lehrkräfte sind hierbei von entscheidender Bedeutung.

Zu viele Hochschullehrkräfte sind nur wenig oder überhaupt nicht pädagogisch geschult, und systematische Investitionen in ihre kontinuierliche berufliche Entwicklung sind weiterhin die Ausnahme. Nationale und institutionelle Strategien, um guten Lehrkräften bessere Aufstiegsmöglichkeiten und Belohnungen zu bieten, sind inzwischen zwar weiter verbreitet, jedoch bei Weitem noch nicht die Norm.

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2.2. Schaffung inklusiver und vernetzter Hochschulsysteme

Die Hochschulbildung muss ihren Beitrag zur Bewältigung der sozialen und demokratischen Herausforderungen, vor denen Europa steht, leisten. Das bedeutet, dass die Hochschulbildung inklusiv sein und allen talentierten Menschen, unabhängig von ihrem Hintergrund21, offen stehen muss und Hochschuleinrichtungen keine Elfenbeintürme, sondern bürgernahe, in ihre Gemeinschaften eingebundene Lerngemeinschaften sind. Eine wichtige Aufgabe von Akademikerinnen und Akademikern sowie Studierenden besteht darin, empirische Fakten und Beweise zu verteidigen und Forschungsergebnisse wirksam und breit zu kommunizieren.

Das Profil der Studierendenpopulation, die ein Studium aufnimmt und abschließt, sollte die gesamte Gesellschaft abbilden.

Zu diesem Zweck ist eine Intervention von Seiten der Regierung, der Schulen und des Hochschulwesens erforderlich. Die Wahrscheinlichkeit, dass Grundfertigkeiten (Schreiben, Lesen, Rechnen und digitale Kompetenz), Erfahrung mit eigenständigem Lernen und eine klare Vorstellung davon fehlen, was Hochschulbildung bedeutet, ist bei den am schwächsten in der Hochschulbildung vertretenen sozialen Gruppen höher. Um Studierende nicht ausgehend von ihrer sozialen Herkunft, sondern von ihrer Begabung vorzubereiten und zu begleiten, und um flexible Wege zwischen den verschiedenen Arten der allgemeinen und beruflichen Bildung anbieten zu können, müssen Hochschuleinrichtungen, Schulen und Berufsbildungsanbieter systematisch zusammenarbeiten. Angemessene Berufsberatung und Mentoring sind hierbei von entscheidender Bedeutung.

Für inklusive Hochschulsysteme müssen auch die richtigen Bedingungen für den Erfolg von Studierenden aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen geschaffen werden. Dies geht über die Frage der finanziellen Unterstützung für benachteiligte Gruppen hinaus, auch wenn diese für Personen aus einkommensschwachen Gruppen unverzichtbar ist. Um den erfolgreichen Abschluss von Studien zu fördern, sollten die Anbieter von Hochschulbildung einen ganzheitlichen Blick darauf werfen, wie Lehre und Bewertung organisiert sind, Mentoringmaßnahmen für Studierende vorsehen und akademische und nichtakademische Unterstützung bieten.22 Der Campus von Hochschuleinrichtungen sollte für alle Studierenden ein sicherer Ort ohne geschlechterspezifische Gewalt und Diskriminierung sein. Das frühzeitige Erkennen von Problemen ist von entscheidender Bedeutung, um festzustellen, welche Unterstützung die Studierenden benötigen. Ferner sind auch flexible Studienmöglichkeiten (Teilzeit oder Online) und eine breitere Anerkennung bereits erworbener Kenntnisse erforderlich, um den Zugang zur Hochschulbildung, insbesondere für Erwachsene, zu erleichtern. Ein vielversprechender Weg zur Erreichung dieses Zieles sind Strategien, die benachteiligten Studierenden den Zugang zum Studium und dessen erfolgreichen Abschluss erleichtern.

Der Abbau von Barrieren zwischen der akademischen Welt und dem Rest der Gesellschaft kann Studierenden helfen, soziale und zivilgesellschaftliche Kompetenzen23 zu entwickeln. Einige Einrichtungen profilieren sich derzeit als "gesellschaftlich verankerte Universitäten", indem sie lokale, regionale und gesellschaftliche Themen in ihre Curricula aufnehmen, die lokale Gemeinschaft in Lehr- und Forschungsvorhaben einbeziehen, Erwachsenenbildung anbieten und mit den lokalen Gemeinschaften kommunizieren und Beziehungen zu diesen aufbauen. Gut organisierte Freiwilligen- und Gemeinschaftsarbeit kann eine besonders wirksame Möglichkeit sein, den Studierenden zu helfen, allgemeinere praktische Erfahrung zu sammeln bzw. Kompetenzen zu entwickeln. Hochschuleinrichtungen sollten sich an der Entwicklung ihrer Städte und Regionen beteiligen, sei es durch einen Beitrag zu Entwicklungsstrategien, durch die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, dem öffentlichen und Freiwilligensektor oder durch die Förderung des öffentlichen Dialogs über gesellschaftliche Fragen. Es sollten Anreize und Belohnungsmechanismen für eine Öffnung der Einrichtungen über die akademische Gemeinschaft hinaus, und zwar in der ortsüblichen Sprache, geschaffen werden, unter anderem als Teil des beruflichen Vorankommens.

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2.3 Sorge dafür tragen, dass Hochschuleinrichtungen zur Innovation beitragen

Viele Hochschuleinrichtungen entwickeln derzeit neue Lösungen für wirtschaftliche, soziale und ökologische Probleme. Es ist nicht einfach, sicherzustellen, dass diese Bemühungen zielgerichtet sind und dazu beitragen, aktuelle und langfristige Herausforderungen zu bewältigen. Innovation ist der wichtigste Motor für Wirtschaftswachstum. Forschungsinstitute, forschungsintensive Hochschulen und Hochschulen für angewandte Wissenschaften leisten auf unterschiedliche, korrelierte Weise einen Beitrag zu Innovation - innerhalb und über zahlreichen geografische Grenzen hinweg. Eine Stärkung des Beitrags der Hochschulbildung zur Innovation erfordert Maßnahmen in allen Tätigkeitsbereichen der Hochschuleinrichtungen - Bildung, Forschung und Zusammenarbeit mit der übrigen Welt. Die Einrichtungen müssen demnach eine außenorientierte Kultur von Innovation und Unternehmergeist entwickeln.

Neue Ideen und Entdeckungen entstehen aus menschlicher Neugier, Kreativität und Initiative. Alle Formen des fortgeschrittenen Lernens sollten darauf abzielen, Studierende zu befähigen, neue Ansätze zu verstehen, kritisch und kreativ zu denken und unternehmerisch zu handeln, um neue Ideen entwickeln und anwenden zu können. Entscheidende Bedeutung kommt hierbei qualitativ hochwertigen Postgraduierten-Studiengängen und der Doktorandenausbildung zu. Aus ihnen gehen Forscher, Entwicklerinnen und "Innovationsmanager" hervor, die wissenschaftliche Entdeckungen vorantreiben und neue Ideen fördern und übernehmen. Im Vergleich zu den USA und Japan nehmen in der EU zu wenige Promovierte eine Arbeit außerhalb der akademischen Gemeinschaft auf. Hochschuleinrichtungen müssen dem entgegenwirken, indem sie in den Doktorandenprogrammen größeres Gewicht auf die Anwendung von Wissen und die Interaktion mit künftigen Arbeitgebern legen.

Hochschuleinrichtungen sollten auch eine größere Rolle in der lokalen und regionalen Entwicklung spielen. Die Investitionen der EU in die regionale Entwicklung durch Innovation werden von dem Grundsatz der "intelligenten Spezialisierung" (Smart Specialisation) geleitet - wonach besonderes Augenmerk auf regionale Investitionen und Innovationsanstrengungen in Sektoren mit hohem Wachstumspotenzial gelegt wird. Hochschuleinrichtungen können mehr tun, um Beziehungen zwischen Akademikerinnen und Akademikern, Unternehmen und Behörden zu erleichtern, um ihr Bildungsangebot auf den anhand von Strategien für eine intelligente Spezialisierung ermittelten Bedarf abzustimmen, um Chancen für Innovation in vorrangigen Bereichen zu nutzen und um lokalen Unternehmen und anderen Organisationen dabei zu helfen, neue Denkweisen zu verstehen und zu übernehmen. Die Realisierung all dieser Ziele sollte Teil eines umfassenderen kulturellen Wandels sein, in dessen Zuge Hochschuleinrichtungen zu "unternehmerischen Akteurinnen" werden. Das von der EU geförderte Instrument HEInnovate25 hilft, Innovation und Unternehmergeist zu einem zentralen Bestandteil der allgemeinen institutionellen Strategie zu machen. Das Exzellenzsiegel bietet eine weitere Chance, in Forschung und Innovation zu investieren.26

Die Innovationen von morgen hängen von der Forschungstätigkeit von heute und von kreativen Talenten ab, die die Ergebnisse umsetzen. Regierungen und Hochschulsysteme müssen auf intelligente Weise Investitionen tätigen, um vorhandene Stärken in wegweisende Forschung umzusetzen. Forschungsexzellenz setzt internationale Zusammenarbeit und Mobilität voraus: eine zentrale Aufgabe des Programms Horizont 2020. Doch die EU kann mehr tun, um die Zentren der Forschungsexzellenz in mehr Teilen Europas zu stärken und um die Umsetzung wissenschaftlicher Fortschritte in marktreife Innovationen anzuregen.

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2.4. Förderung effektiver und effizienter Hochschulsysteme

Ob es den Hochschuleinrichtungen und den -systemen gelingt, das zu liefern, was Europa braucht, hängt von der Bereitstellung angemessener Human- und Finanzressourcen sowie von einem effizienten Einsatz von Anreiz- und Belohnungsmechanismen ab. In den meisten EU-Mitgliedstaaten sind die Regierungen weiterhin die wichtigsten Geldgeber für die Hochschulbildung und spielen in jedem Fall eine entscheidende Rolle bei der Festlegung von Anreizen, Zielsetzungen und Qualitätsstandards für das Hochschulsystem insgesamt.

Da die Hochschulbildung nun gehalten ist, mehr zu tun, stellt die Wahl des besten Wegs für gezielte und ausgewogene Investitionen Regierungen und Hochschuleinrichtungen somit vor größere Herausforderungen. Eine Frage lautet, ob mehr private Gelder in die Finanzierung von Hochschulen fließen können und sollen. Eine zweite Frage betrifft die Gestaltung der Finanzierungssysteme, die Hochschulsystemen Anreize geben sollen, das zu liefern, was die Gesellschaft braucht, und die Frage, wie die Ziele Effektivität, Gerechtigkeit und Effizienz in Einklang gebracht werden können. Viele Mitgliedstaaten erproben leistungsbezogene Finanzierungen und institutionelle Vereinbarungen, in denen festgelegt ist, welche Ziele die einzelnen Hochschuleinrichtungen als Gegenleistung für die Finanzierung durch die öffentliche Hand erreichen müssen. Auch wenn erste Ergebnisse solcher Maßnahmen vielversprechend sind, stellt die Definition geeigneter, weit gefasster Indikatoren für die Erfolgsmessung eine Herausforderung dar.

Neben strukturellen Maßnahmen im allgemeinen Finanzierungssystem führen einige Länder gezielte Anreize ein, um bestimmte Aspekte der Hochschulbildung zu verbessern. Um das Prestige und die mit guter Lehre verbundenen Belohnungen zu erhöhen, haben einige Länder neue Formen von Lehrstipendien und Rahmenvorgaben für Exzellenz in der Lehre eingeführt. Andere Initiativen zielen auf eine Stärkung der Beziehungen zwischen Lehre und Forschung durch die bessere Integration von Qualitätsrahmen und Finanzierungssystemen ab.30 Ferner wurden auch Finanzierungsinitiativen zum Aufbau von Beziehungen zwischen Hochschuleinrichtungen und externen Partnern gestartet, um die forschungsbasierte Lehre zu fördern, interdisziplinäre Bildung und Forschung zu unterstützen und um praktische Innovationen in den Unterricht einzubringen.

Solange Hochschuleinrichtungen in einem von Behörden geschaffenen Rahmen tätig sind (Finanzierung, Akkreditierung, Qualitätssicherung), kommt der Zuweisung von Ressourcen und der Schaffung von Anreizen innerhalb der Institutionen große Bedeutung zu. Gute institutionelle Führung und effektive interne Kooperation sowie gutes Ressourcenmanagement sind umso wichtiger, wenn sich der Aufgabenbereich der Einrichtungen erweitert und mehr Gewicht auf die Leistungsmessung und den Leistungsnachweis gelegt wird.

Die Kommission wird

3. GEZIELTERER EINSATZ von EU-MITTELN für die Hochschulbildung

Um Fortschritte zu erzielen, müssen die EU-Aktivitäten und -Finanzmittel besser koordiniert werden,

Die hier genannten Prioritäten machen deutlich, wie stark die Aufgaben des Hochschulwesens in den Bereichen Bildung, Forschung, Gesellschaft und Innovation - den vier Strängen der "Knowledge Helix" (Wissensspirale)31 - miteinander verflochten sind. Wenn

Hochschulsysteme effektiv funktionieren sollen, müssen diese Verflechtungen berücksichtigt und in den Strategien der einzelnen Hochschuleinrichtungen, in der nationalen und regionalen Hochschulpolitik und in allen Aktivitäten der EU gestärkt werden.... um die Faktengrundlage für die politische Entscheidungsfindung und Praxis zu untermauern,

Mit einer vergleichbaren Messung der Leistungen der Hochschulpolitik, der Hochschulsysteme und der einzelnen Einrichtungen trägt die EU dazu bei, dass Einblicke in die Aspekte gewonnen werden, die funktionieren. So können Diskussionen innerhalb nationaler Systeme und Einrichtungen angeregt, und die Grundlage für bessere Lösungen geschaffen werden.

Zur Konsolidierung und Verbesserung des Aufbaus einer Evidenzbasis zum Thema Hochschulbildung wird die Kommission:

Neben der Erasmus+ Finanzierung wurden in vielen Teilen der EU, insbesondere in Regionen mit Entwicklungsrückstand, erhebliche Mittel aus den europäischen Struktur-und Investitionsfonds für die Hochschulförderung zugewiesen.34 Das Projekt HESS35 ist ein wichtiger Bestandteil der derzeitigen Kommissionsstrategie, den Hochschuleinrichtungen bei der Optimierung dieser Ressourcen zu helfen, indem sie ihren Einfluss auf die regionale Wirtschaft und die Innovationskapazität verbessern. Der Europäische Fonds für strategische Investitionen (EFSI) soll auch Anreize für private Investitionen in bestimmte Hochschulaktivitäten geben, die zwar gute Aussichten auf finanzielle Rendite haben, bisher aber traditionelle Geldgeber aus dem privaten Sektor abgeschreckt haben.... und um internationale Zusammenarbeit, Austausch und Mobilität zum Zweck der Qualitätsverbesserung zu fördern.

Mit ihren Maßnahmen will die Kommission sicherstellen, dass bewährte Verfahren und die jüngsten Entwicklungen in Bildung, Forschung und Innovation ausgetauscht und weitest möglich in Europa und weltweit angewandt werden. Diese internationale Verbreitung von Ideen wird durch die Zusammenarbeit von Studierenden, Forscherinnen, Personal, Institutionen und Regierungen, durch die physische Mobilität Einzelner und durch die Unterstützung des Programms "Internationalisation at Home" innerhalb der europäischen Hochschuleinrichtungen gefördert. Dies wiederum hilft den Einrichtungen, weltoffener zu werden und die Abwanderung hochqualifizierter Fachkräfte ("Brain drain") hintanzuhalten.

Die EU-Programme für die Hochschulbildung und Forschung sind zunehmend auf internationale Zusammenarbeit ausgerichtet; dies zeigt, welche Bandbreite an Fachwissen erforderlich ist, um komplexe globale Herausforderungen zu bewältigen. Die Kommission wird die Studierenden- und Personalmobilität weiterhin erleichtern, indem sie sicherstellt, dass die Mitgliedstaaten die Neufassung der Richtlinie über Studierende sowie Forscherinnen und Forscher36 umsetzen, und den elektronischen Datenaustausch zwischen den europäischen Hochschuleinrichtungen und mobilen Studierenden und Personal fördert. Angesichts der bevorstehenden Ministerkonferenz zum Bologna-Prozess im Jahr 2018 wird die Kommission die EU-Mitgliedstaaten ferner einladen, die Ausrichtung der künftigen Zusammenarbeit im Europäischen Hochschulraum zu erörtern.

Da die Kommission mit den Vorbereitungen für den nächsten mehrjährigen EU-Haushalt begonnen hat, wird sie zusammen mit den Mitgliedstaaten die Zukunft der gemeinsamen EU-Ziele in den Bereichen Bildung, Forschung und Innovation beleuchten und sich um eine Verstärkung der Zusammenarbeit in diesen Bereichen als Voraussetzung für die Realisierung der in dieser Mitteilung genannten Ziele bemühen.

Die Kommission wird

4. Schlussfolgerungen und NÄCHSTE Schritte

Für die Umsetzung dieser erneuerten Agenda wird die Zusammenarbeit aller Beteiligten innerhalb und außerhalb des Hochschulbereichs erforderlich sein. Die Kommission wird einen Dialog zur Umsetzung dieser Maßnahmen einleiten und wie bisher die Interessenträger, gemeinsam mit den Mitgliedstaaten, dem Europäischen Parlament, dem Ausschuss der Regionen, dem Wirtschafts- und Sozialausschuss und der EIB-Gruppe, einbinden, um die Agenda voranzubringen und an den Prioritäten laufender und künftiger EU-Finanzierungsprogramme auszurichten.

Die vorliegende Erneuerungsagenda für die Hochschulbildung ist Teil der breiter angelegten Kommissionsstrategie zur Unterstützung junger Menschen und zur Stärkung der europäischen Säule sozialer Rechte. Sie ergänzt die Mitteilung über die Entwicklung von Schulen und Exzellenz in der Lehre sowie zum Europäischen Solidaritätskorps und anerkennt, dass die Hochschulbildung ein unverzichtbarer Baustein für prosperierende, inklusive, demokratische Gesellschaften ist. Bei der Umsetzung der vorliegenden Agenda dürfen die Kommission, die Mitgliedstaaten und alle Interessenträger dieses Endziel nicht aus den Augen verlieren.