Unterrichtung durch das Europäische Parlament
Entschließung des Europäischen Parlaments vom 23. September 2008 zur Verbesserung der Qualität der Lehrerbildung (2008/2068(INI))

Zugeleitet mit Schreiben des Generalsekretärs des Europäischen Parlaments - 317905 - vom 20. Oktober 2008.

Das Europäische Parlament hat die Entschließung in der Sitzung am 23. September 2008 angenommen.

Stellungnahme des Bundesrates: Drucksache 591/07(B) HTML PDF

Das Europäische Parlament,

A. in der Erwägung, dass eine hochwertige allgemeine und berufliche Bildung vielfältigen Nutzen bringt, der über die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit hinausgeht und wichtiger Bestandteil des lebenslangen Lernens ist,

B. in der Erwägung, dass es wichtig ist, selbständige, gebildete und sich einer integrativen Gesellschaft verpflichtet fühlende Menschen auszubilden, und in der Erwägung, dass die Qualität des Unterrichts einer der Schlüsselfaktoren ist, die zum sozialen und wirtschaftlichen Zusammenhalt der Europäischen Union beitragen und von denen abhängt, ob die Europäische Union mehr Arbeitsplätze schaffen und ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihr Wachstumspotenzial in einer Welt der zunehmenden Globalisierung steigern kann,

C. in der Erwägung, dass der Europäische Sozialfonds eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der allgemeinen und beruflichen Bildung spielen kann, indem er zu einer besseren Lehrerbildung beiträgt,

D. in der Erwägung, dass sich die Qualität der Lehrerausbildung in der Unterrichtungspraxis niederschlägt und sich nicht nur auf den Kenntnisstand, sondern auch auf die Entfaltung der Persönlichkeit von Schülern, insbesondere in den ersten Jahren ihrer schulischen Erfahrung, unmittelbar auswirkt,

E. in der Erwägung, dass immer mehr Anforderungen an Lehrer gestellt werden, da das Arbeitsumfeld immer komplexer und heterogener wird; in der Erwägung, dass dazu auch die Fortschritte im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), die Veränderungen der sozialen und familiären Strukturen, die zunehmende Heterogenität der Schüler in vielen Schulen als Ergebnis der größeren Einwanderung und der Entstehung multikultureller Gesellschaften, die stärkere Selbstständigkeit der Schulen, die mehr Pflichten für die Lehrer und die Notwendigkeit mit sich bringt, den individuellen Lernbedürfnissen größere Aufmerksamkeit zu widmen,

F. in der Erwägung, dass eine eindeutige, positive Korrelation zwischen einer qualitativ hochwertigen Lehrerausbildung und hohen Erfolgsquoten von Schülern besteht,

G. in der Erwägung, dass angesichts des steigenden Informationsangebots im Zusammenhang mit der ständig fortschreitenden Digitalisierung die Fähigkeit entwickelt werden muss, Medien und ihre Inhalte den individuellen Zielen und Bedürfnissen entsprechend effektiv zu nutzen, und in der Erwägung, dass Medienerziehung eine Form des pädagogischen Umgangs mit Medien ist, der die Nutzer in die Lage versetzen sollte, eine kritische und reflektierende Herangehensweise bei der Nutzung aller Medien zu entwickeln,

H. in der Erwägung, dass in der Europäischen Union mehr als 80 % des Lehrkörpers an den Grundschulen und 97 % im vorschulischen Bereich Frauen sind, während ihr Anteil in Sekundarschulen auf weniger als 60 % fällt,

I. in der Erwägung, dass die Qualität der Lehrerbildung Einfluss auf die Schulabbrecherquote und die Lesekompetenz älterer Schüler haben kann,

J. in der Erwägung, dass der Vorschul- und der Grundschulunterricht den möglichen Erfolg von Kindern im Bildungswesen entscheidend mitbestimmen,

K. in der Erwägung, dass bei mehr als 27 verschiedenen Ausbildungssystemen für Lehrer, die innerhalb der Europäischen Union existieren, die Herausforderungen für den Lehrerberuf in allen Mitgliedstaaten im Grunde jedoch die gleichen sind,

L. in der Erwägung, dass es sich beim Lehrerberuf um eine Berufung handelt und dass eine hohe Arbeitszufriedenheit wichtig ist, um gute Lehrer halten zu können,

M. in der Erwägung, dass es nicht gerecht wäre, allein den Lehrern die Verantwortung für ihre Bildungstätigkeit zuzuweisen; in der Erwägung, dass betont werden muss, dass die Fähigkeit der Lehrer, alle Schüler angemessen zu unterrichten, ein Klima des Zusammenlebens zu schaffen und gewalttätige Verhaltensweisen zu unterbinden, viel mit den Bedingungen zu tun hat, unter denen unterrichtet wird, sowie mit den verfügbaren Hilfen, mit der Zahl der Schüler mit Lernschwierigkeiten in der Klasse, mit dem soziokulturellen Umfeld der Schulen, mit der Zusammenarbeit der Familien und mit der erhaltenen gesellschaftlichen Unterstützung; in der Erwägung, dass das Engagement der Lehrer zum großen Teil vom Engagement der Gesellschaft für die Bildung abhängt und dass beide aufeinander einwirken, um einen besseren Unterricht zu erreichen,

N. in der Erwägung, dass alle Anstrengungen unternommen werden müssen, damit alle Lehrer das Gefühl erhalten, dass sie Teil eines geachteten und angesehenen Berufs sind, zumal ein großer Teil der beruflichen Identität von der wahrgenommenen gesellschaftlichen Achtung abhängt,

O. in der Erwägung, dass das Niveau der sozialen Anerkennung, des Status und des Verdienstes entsprechend hoch sein muss, um den Lehrerberuf für die besten Bewerber attraktiv zu machen,

P. in der Erwägung, dass Lehrer eine wichtige Rolle bei der Sozialisierung und Entwicklung spielen, die über die traditionellen Fachgrenzen hinausgeht sowie eine wichtige Vorbildfunktion haben können,

Q. in der Erwägung, dass das Ziel der Chancengleichheit für alle im EG-Vertrag, insbesondere in Artikel 13 des Vertrags, verankert ist, der eine Rechtsgrundlage dafür enthält, Diskriminierungen aus Gründen des Geschlechts, der Rasse, der ethnischen Herkunft, der Religion oder der Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung zu bekämpfen,

R. in der Erwägung, dass ein großer Teil der Qualität der Schulen mit dem Grad ihrer Eigenständigkeit, der ihre Lehrpläne und ihre Verwaltung kennzeichnet, zusammenhängt,

S. in der Erwägung, dass die adäquate Berufsqualifikation der Sportlehrer für die körperliche und geistige Entwicklung der Kinder und deren Erziehung zu einer gesunden Lebensweise eine besonders wichtige Rolle spielt,