Unterrichtung durch das Europäische Parlament
Entschließung des Europäischen Parlaments vom 24. April 2008 zum Iran

Zugeleitet mit Schreiben des Generalsekretärs des Europäischen Parlaments - 110042 - vom 19. Mai 2008.

Das Europäische Parlament hat die Entschließung in der Sitzung am 24. April 2008 angenommen.

Das Europäische Parlament,

A. in der Erwägung, dass seit dem Beginn der Kampagne "Eine Million Unterschriften" für die rechtliche Gleichstellung von Männern und Frauen im Iran am 27. August 2006 über 70 Aktivisten verhaftet wurden oder wegen ihrer friedlichen Bemühungen um eine Gesetzesänderung von Verfolgung bedroht sind; in der Erwägung, dass die Website dieser Kampagne mehrfach von den Behörden blockiert wurde;

B. in der Erwägung, dass Frauenrechtlerinnen im Iran zunehmendem Druck ausgesetzt sind und dass mehr als 100 Frauenrechtlerinnen verhaftet, verhört oder in den letzten zwei Jahren verurteilt wurden, während die Regierung gleichzeitig über 1 Million EUR an Kautionen eingenommen hat; in der Erwägung, dass Zeitungen, Zeitschriften und Rundfunkanstalten, die sich für die Frauenrechte einsetzen, eingestellt bzw. geschlossen wurden, beispielsweise das sehr prominente Frauenmagazin "Zanan", das es seit über 17 Jahren gibt und das am 28. Januar 2008 eingestellt wurde,

C. in der Erwägung, dass ein prominentes Mitglied der Kampagne, die Frauen- und Umweltrechtlerin Khadijeh Moghaddam, am 8. April 2008 verhaftet wurde und erst nach Zahlung einer hohen Kaution in Höhe von 1 Milliarde IRR (etwa 50 000 EUR) wieder freigelassen wurde,

D. in der Erwägung, dass sich die allgemeine Menschenrechtslage im Iran seit 2005 zunehmend verschlechtert, sowie in der Erwägung, dass allein die Zahl der Hinrichtungen sich im Jahr 2007 fast verdoppelt hat, der Iran nach Saudi Arabien das Land mit der höchsten Hinrichtungsrate pro Kopf ist und zusammen mit dem Jemen zu den einzigen drei Ländern gehört, in denen Verbrechen, die von Minderjährigen begangen werden, mit Hinrichtungen bestraft werden,

E. in der Erwägung, dass mindestens 10 Frauen - Iran, Khayrieh, Kobra N., Fatemeh, Ashraf Kalhori, Shamameh Ghorbani, Leyla Ghomi, Hajar und die Schwestern Zohreh und Azar Kabiriniat - womöglich zu Tode gesteinigt werden, neben den beiden Männern Abdollah Farivar und einem namentlich nicht bekannten afghanischen Staatsbürger,

F. in der Erwägung, dass Mokarrameh Ebrahimi zusammen mit ihrem Partner und Vater ihrer Kinder nur deshalb zum Tod durch Steinigung verurteilt wurde, weil sie eine außereheliche Beziehung unterhalten hatte, was nach internationalen Rechtsstandards kein Verbrechen darstellt; in der Erwägung, dass Mokarrameh Ebrahimi vom religiösen Oberhaupt Ayatollah Ali Khamenei nach 11 Jahren Gefängnis begnadigt und am 17. März 2008 mit ihrem jüngeren, fünf Jahre alten Sohn freigelassen wurde, tragischerweise aber erst, nachdem ihr Partner Ja"Far Kiani im Juli 2007 gesteinigt worden war,

G. in der Erwägung, dass der oberste Richter Ayatollah Seyyed Mahmoud Hashemi Shahroudi in einer wichtigen Geste die Verurteilung von Shahla Jahed, einer "Ehefrau auf Zeit" aufgehoben hat, nachdem er "Verfahrensfehler" in der ursprünglichen Untersuchung festgestellt hatte, nach der sie des Mordes an der ersten Frau ihres zeitweiligen Ehemanns für schuldig befunden worden war,

H. in der Erwägung, dass es in den letzten Jahren einige Verbesserungen bei den Frauenrechten gegeben hat, insbesondere dass das Mindestheiratsalter von Mädchen von 9 auf 12 Jahre angehoben wurde, dass geschiedene Mütter das Sorgerecht für ihre Söhne bis zum 7. Lebensjahr (zuvor nur bis zum 2. Lebensjahr) bekommen haben, Frauen jetzt Rechtsberaterinnen sein dürfen, sich um eine Scheidung bemühen können oder ihrem Ehemann das Recht verweigern können, eine Zweitfrau zu nehmen,

I. in der Erwägung, dass vor kurzem jedoch ein Gesetzentwurf zum "Schutz der Familie" in der iranischen Majlis eingereicht wurde, mit dem versucht wird, Polygamie, zeitlich befristeten Ehen, dem allein Männern zustehenden Recht, sich nach Belieben scheiden zu lassen und das Sorgerecht für die Kinder zu bekommen, weiter Rechtsgültigkeit zu verschaffen J. in der Erwägung, dass der Iran dem Übereinkommen über die Beseitigung aller Formen der Diskriminierung der Frau immer noch beigetreten ist,