Unterrichtung durch das Europäische Parlament
Entschließung des Europäischen Parlaments zu Medien und Entwicklung

Zugeleitet mit Schreiben des Generalsekretärs des Europäischen Parlaments

Entschließung in der Sitzung am 26. September 2006 angenommen.

Entschließung des Europäischen Parlaments zu Medien und Entwicklung (2006/2080(INI))

Das Europäische Parlament,

A. in der Erwägung, dass die vorrangige Aufgabe der Medien darin besteht, Informationen zu verbreiten, ein Prozess, durch den sie die Bürgerinnen und Bürger auf wirksame Weise mit Nachrichten sowie Informationen über politische Maßnahmen und die Regierungsarbeit versorgen,

B. in der Erwägung, dass die Medien das wichtigste Vehikel für die Beteiligung der Öffentlichkeit am Entscheidungsprozess sind,

C. in der Erwägung, dass die Medien eine außerordentlich wichtige Rolle bei der Bewusstseinsbildung und Informationsvermittlung spielen,

D. in der Erwägung, dass die Medien zur Entwicklung eines Landes beitragen können, weil sich die IKT auf die Lebensqualität der Menschen auswirken können; in der Erwägung, dass die Medien positiven Einfluss auf die Mentalität der Menschen, die Kultur und den soziopolitischen Apparat haben können; in der Erwägung, dass die Formung des Bürgersinns und des politischen Bewusstseins zu einer repräsentativeren Regierung führen kann,

E. in der Erwägung, dass die Verbesserung der Informationsströme und der Kommunikationsdienstleistungen eine notwendige Voraussetzung für die Beseitigung der Armut darstellt und dass die Meinungsfreiheit, die den Zugang zu Information und eine freie Presse einschließt, ein grundlegendes Menschenrecht darstellt das es Menschen ermöglicht, ihr Recht auf Gesundheit, eine saubere Umwelt und die effektive Umsetzung von Strategien zur Armutsverringerung geltend zu machen,

F. in der Erwägung, dass Nachrichtensperren oder ungeeignete Kommunikationsstrategien von Regierungen und zwischenstaatlichen Behörden zu Misstrauen, Irreführung und Desinformation führen können,

G. in der Erwägung, dass 2005 laut den Statistiken der Berufsverbände 63 Journalisten getötet wurden und 2006 bereits 27 Journalisten und 12 Medienassistenten getötet wurden und 135 weiterhin in Haft sind,

H. in der Erwägung, dass Rundfunk und Fernsehen wichtige Informationsinstrumente sind die in Entwicklungsländern weitaus stärker verbreitet sind als Telefon oder Internet, und dass sie weitaus mehr Wirkung erzielen als Zeitungen,

I. in der Erwägung, dass ländliche Radiosender ein grundlegendes Instrument für die Verbreitung der Landwirtschaft und die ländliche Entwicklung darstellen,

J. in der Erwägung, dass eine gut informierte und unabhängige Zivilgesellschaft (nichtstaatliche Organisationen (NGOs), Berufsverbände, unabhängige Medien, Forschungsinstitute usw.) eine entscheidende Rolle dabei spielen können, den Kreislauf aus Gewalt und Korruption zu unterbrechen, indem sie zu einer offenen Debatte ermutigen und von der Regierung eine größere Rechenschaftspflicht einfordern K. in der Erwägung, dass die Pressefreiheit eine Kernbedingung für den Aufbau und den Erhalt einer transparenten und rechtschaffenen Regierung, stetiges Wirtschaftswachstum sowie Fortschritt bei sozialer und politischer Entwicklung und Stabilität ist,

L. in der Erwägung, dass es in mehr als 20 Staaten Afrikas jeweils nur eine einzige Zeitung gibt (während die 25 EU-Mitgliedstaaten 1 456 Tageszeitungen vorweisen können), was angesichts der hohen Analphabetenrate nicht verwunderlich ist,

M. in der Erwägung, dass in Regionen mit hoher Analphabetenrate das Radio die am besten geeignete Kommunikationstechnologie darstellt, da es für die Mehrheit der Menschen erreichbar ist, insbesondere für ländliche Gemeinschaften, in denen die Menschen nichts von ihren Bürgerrechten wissen, sowie für Frauen und junge Leute,

N. in der Erwägung, dass weniger als 30 % der ausgestrahlten Fernsehsendungen in Entwicklungsländern eigene Produktionen sind und das Investitionsniveau im Bereich der Fernsehkommunikation außerordentlich niedrig ist,

O. in der Erwägung, dass das Kino beim Publikum in den Entwicklungsländern in den letzten Jahren enormen Anklang gefunden hat,

P. in der Erwägung, dass die modernen IKT (vor allem dank der Satellitenverbindungen) in Entwicklungsländern in vielerlei Hinsicht als Bildungsinstrument und als Weg aus der Isolation genutzt werden können, während traditionellere IKT (Rundfunk und Fernsehen) zahlreiche Erfolge beim Fernunterricht zu wettbewerbsfähigen Kosten für sich reklamieren können,

Q. in der Erwägung, dass der Gebrauch des Computers die journalistische Arbeit deutlich verbessert und die Vernetzung von Computern zwischen verschiedenen Ressorts zu einer erheblichen Zeitersparnis geführt hat; in der Erwägung, dass Internetverbindungen die journalistische Arbeit ebenfalls erleichtern und es den Medienleuten ermöglichen, ein breiteres Spektrum von Quellen und ergänzenden Informationen heranzuziehen und auch vor Ort berichten zu können,


1 ABl C 64 vom 28.2.2001, S. 49.
2 ABl C 78 vom 2.4.2002, S. 64.
3 ABl L 317 vom 15.12.2000, S. 3. Zuletzt geändert durch das Abkommen zur Änderung des Partnerschaftsabkommens (ABl L 209 vom 11.8.2005, S. 27).
4 ABl. C 272 vom 3.11.2005, S.17.
5 ABl. C 53 E vom 28.2.2002, S. 121.