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Regelwerk; BGI/GUV-I / DGUV-I

BGI/GUV-I 8665 / DGUV Information 213-045 - Tätigkeiten mit PCB-haltigen Produkten
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) Information

(Ausgabe 04/2014)



Diese Information wurde vom Sachgebiet "Gefahrstoffe" des Fachbereichs "Rohstoffe und chemische Industrie" der DGUV erarbeitet von:

Frau Dr. Adam (BG HM), Frau Böckler (BG ETEM), Frau Bonner (BG Bau), Herr Dr. Kellner (DGUV), Herr Meyer (UK PT), Herr Tigges (BG ETEM), Herr von der Heyden (DGUV), Herr Dr. Zschiesche (BG ETEM)

Vorbemerkung

Polychlorierte Biphenyle (PCB) wurden seit den 1920er Jahren weltweit hergestellt. Sie wurden in geschlossenen Systemen, u.a. als Isolierflüssigkeiten in Transformatoren und Kondensatoren, oder in offenen Systemen, z.B. als Zusätze in dauerelastischen Fugenmassen oder Farben und Lacken, eingesetzt. Sie sind heute ubiquitär verbreitet, auch wenn sie nicht mehr hergestellt und verwendet werden dürfen.

PCB sind lipophil und lagern sich daher nach einer Aufnahme im Fettgewebe an. Insbesondere die höher chlorierten PCB werden extrem langsam abgebaut und ausgeschieden. Daher kann bei fast jedem älteren Menschen PCB im Körper nachgewiesen werden. Die chronische Toxizität und die Kanzerogenität hängen ebenfalls vom Chlorgehalt ab. Einigen PCB werden sogar dioxinähnliche Eigenschaften zugeschrieben.

Seit 1989 dürfen PCB in Deutschland nicht mehr hergestellt und in Verkehr gebracht werden. Es sind jedoch noch PCB-haltige Produkte und Geräte im Umlauf, die einer ordnungsgemäßen Entsorgung zugeführt werden müssen.

1 Anwendungsbereich

Diese Information gilt für Tätigkeiten mit PCB-haltigen Gemischen, Erzeugnissen und Bauteilen oder in PCB-kontaminierten Arbeitsbereichen.

2 Begriffsbestimmungen

Polychlorierte Biphenyle (PCB) im Sinne dieser Information sind analog der Chemikalienverbotsverordnung ( ChemVerbotsV) solche mit mindestens drei Chloratomen. Weitere Informationen zu PCB sind im Anhang 2 zusammengestellt.

PCB-haltig im Sinne dieser Information sind Gemische, Erzeugnisse oder Bauteile mit Gehalten von mehr als 50 mg/kg (ppm) an PCB. In der Folge wird der Einfachheit halber nur noch der Begriff "PCB-haltige Erzeugnisse" verwendet. Er gilt synonym auch für PCB-haltige Gemische und Bauteile.

Leit-Kongenere sind PCB 28, 52, 101, 138, 153, 180 entsprechend der Ballschmiter-Nomenklatur, wobei die ersten drei eher leicht flüchtig sind, während PCB 138, 153 und 180 schwerer flüchtig sind. Die chemischen Formeln sind in Anhang 2 wiedergegeben.

Koplanare PCB im Sinne dieser Information sind polychlorierte Biphenyle mit einer koplanaren räumlichen Anordnung. Diese koplanaren PCB werden auch als dioxinähnliche PCB (DL-PCB) bezeichnet. Als Leitkomponente für die DL-PCB wird PCB 118 verwendet, auch wenn es einen sehr niedrigen Toxizitäts-Äquivalent-Faktor (TEF) aufweist.

3 Eigenschaften und Verwendung von PCB

Reine PCB sind kristalline Feststoffe. Sie sind thermisch und chemisch sehr stabil, auch gegenüber Licht, oxidieren nicht, greifen Metalle nicht an und sind schwer entflammbar. Sie besitzen gute elektrisch isolierende sowie wärmeleitende Eigenschaften, die sie als Dielektrika und Wärmeübertragungsflüssigkeiten für die Elektrotechnik interessant machten und weich machende Eigenschaften auf viele Kunststoffe (u.a. PVC), weshalb sie in vielen Bauprodukten verwendet wurden (z.B. Fugenmassen). Ihre geringe Wasserlöslichkeit nimmt mit zunehmendem Chlorierungsgrad weiter ab, gleichzeitig nimmt ihre Löslichkeit in Fetten (Lipophilie) und Kohlenwasserstoffen zu. Technische Produkte sind ölige, klare, farblose bis leicht gelbliche, fast geruchlose Flüssigkeiten. Sie bestehen aus Gemischen von bis zu 60 bis 80 Kongeneren (siehe Anhang 2).

Gemische mit PCB wurden sowohl in geschlossenen als auch in offenen Systemen eingesetzt.

Verwendung in geschlossenen Systemen

In geschlossenen Systemen wurden PCB als elektrischer Isolator in Kühlflüssigkeiten von Transformatoren, als Isoliermittel in Kondensatoren (z.B. in Leuchtstofflampen) sowie als Hydraulikflüssigkeit im Untertagebergbau eingesetzt. Auch aus geschlossenen Systemen können durch Leckagen PCB freigesetzt werden.

Verwendung in offenen Systemen

Im Baubereich wurden PCB meist in offenen Systemen verwendet, die in direktem Kontakt mit der Raumluft stehen. PCB wurden den Produkten als Weichmacher oder Flammschutzmittel zugesetzt. Typische Einsatzbereiche von PCB im Baubereich waren:

Neben den Primärquellen werden in PCB-belasteten Gebäuden auch Sekundärquellen angetroffen. Diese Materialien enthalten produktionsbedingt keine PCB. Sie nehmen PCB aus der Raumluft oder durch den unmittelbaren Kontakt zu Primärquellen auf und geben diese wieder an die Raumluft ab. Auch nach der vollständigen Entfernung der Primärquellen können Sekundärquellen für eine bleibende Raumluftbelastung sorgen. Relevante Sekundärquellen sind Materialien mit PCB adsorbierenden Eigenschaften (z.B. Kunststoffe, Lacke, Staub) und großer Oberfläche (z.B. Fußbodenbeläge, Wand- und Deckenanstriche). Mineralische Stoffe wie Beton, Estrich oder Gips nehmen nur wenig PCB auf und weisen dadurch nur geringe Sekundärkontaminationen auf.

4 Aufnahme und Wirkungen

PCB können sowohl über die Atemwege (inhalativ) als auch über die Haut (dermal) und den Magen-Darmtrakt (oral) in den Organismus aufgenommen werden. Am Arbeitsplatz werden PCB vor allem über die Atemwege und die Haut aufgenommen.

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