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Regelwerk

Interventionelle Radiologie
- Empfehlung der Strahlenschutzkommission -

Vom 21. November 2007
(Banz Nr. 38a vom 07.02.2008 S. 4)



Verabschiedet in der 217. Sitzung der Strahlenschutzkommission am 20./21. September 2007

1 Einleitung

Die "Interventionelle Radiologie", den Begriff prägte 1971 Margulis (siehe [Katzen 1993]), hatte in den vergangenen Jahren erstaunliche Erfolge zu verzeichnen.

"Interventionelle Radiologie beinhaltet medizinische Eingriffe an Kranken, an denen entweder pathologische Veränderungen, die zu Symptomen führen, beseitigt oder gelindert werden oder das Fortschreiten der Krankheit beendet bzw. verlangsamt wird. Dies geschieht durch einen perkutanen Zugang, ohne eine Körperhöhle zu öffnen, meist in Lokalanästhesie. Im Rahmen dieser Interventionen werden Röntgenstrahlen eingesetzt, um die Maßnahme sichtbar zu machen und das Ergebnis zu kontrollieren." [WHO 1995].

Da interventionell tätige Ärzte in der Regel nicht primäre Ansprechpartner für Patienten sind, empfiehlt es sich, dass bereits die Überweiser Kenntnisse im sinnvollen Einsatz interventioneller radiologischer Verfahren und alternativer Behandlungsverfahren besitzen. Aus diesem Grunde wurden gemäß den Vorgaben der EU-Richtlinie 97/43/EURATOM [EU 1997] von den Mitgliedstaaten Überweisungskriterien für bildgebende Verfahren erstellt. Die Überweisungskriterien für Deutschland wurden nach Abstimmung mit den medizinischwissenschaftlichen Fachgesellschaften in der 201. Sitzung der Strahlenschutzkommission (SSK) am 23. September 2005 verabschiedet. Sie sind als "Orientierungshilfe für radiologische und nuklearmedizinische Untersuchungen" veröffentlicht [SSK 2006], im Internet als interaktive Webseite, als interaktive PDA-Version und als PDF-Datei zum Download verfügbar (www.ssk.de) sowie über die SSKGeschäftsstelle als CD-ROM mit allen genannten Varianten erhältlich. In der deutschen Orientierungshilfe sind erstmals, im Unterschied zu früheren Versionen anderer EU-Mitgliedstaaten, auch interventionelle Verfahren enthalten.

Zu den interventionellen Maßnahmen gehören:

Der Erfolg der interventionellen Radiologie erklärt sich aus der im Vergleich zu operativen Eingriffen geringeren Invasivität und dem damit geringeren Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko.

Zum Teil werden neue Therapieoptionen bei Patienten, die z.B. für eine Operation nicht in Frage kommen, erst durch die interventionelle Radiologie möglich. Beispiele sind Stentbehandlung und Lyse in den Koronararterien, die Ablation von Raumforderungen der Leber mittels Hochfrequenz- oder Laser-Sonden oder die Therapie von cerebralen Aneurysmen und vaskulären Malformationen.

Eine wichtige Maßnahme zur Reduktion der Strahlenexposition von Patienten und Personal ist die regelmäßige Schulung. Verschiedene nationale und internationale Gremien haben hierzu Material zur Verfügung gestellt. So existieren zum Beispiel von der IAEa mehrere Trainings-CD's für interventionell tätige Radiologen und Kardiologen [IAEa 2005]. Von der Europäischen Union wurde in fünf Sprachen (englisch, deutsch, französisch, italienisch und spanisch) eine Trainings-CD erstellt (MARTIR = Multimedia and Audiovisual Radiationprotection Training in Interventional Radiology), die sich auf verschiedenen Anforderungsniveaus an Radiologen, Medizinphysiker und Hilfspersonal richtet. Die jeweiligen Trainings-Kurse können zur Selbstevaluierung mit einer Multiple-Choice-Prüfung abgeschlossen werden [MARTIR 2002; Hirshfeld et al. 2004]. Ungeachtet dieser Aktivitäten kann auf ein regelmäßiges Training in allen Belangen des Strahlenschutzes vor Ort mit allen beteiligten Personen nicht verzichtet werden.

Im Unterschied zur "Orientierungshilfe für radiologische und nuklearmedizinische Untersuchungen", die sich an überweisende Ärzte richtet, soll diese Stellungnahme der SSK interventionell tätigen Radiologen, Kardiologen und sonstigen Ärzten einen aktualisierten Überblick zu den Themen stochastische und deterministische Strahlenwirkung, Strahlenexposition von Patienten und Personal, optimierte Untersuchungsverfahren und neue technische Entwicklungen geben.

2 Strahlenbiologische Aspekte in der interventionellen Radiologie

2.1 Patientenexposition und Konsequenzen

2.1.1 Effekte und Schwellenwerte

Als Folge der hohen Exposition wurden in Einzelfällen bei interventionellen Maßnahmen frühe Strahlenreaktionen an der Haut untersuchter Patienten beobachtet. So berichten die Dennatologen Wolff und Heinrich [Wolff und Heinrich 1993] bei zwei ihrer Patienten von Strahlenschäden der Haut.

Abb. 1: Radiodermatitis in der Folge komplexer kardiologischer Interventionen

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