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Regelwerk

Infektionspravention in Heimen
Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut (RKI)

(Bundesgesundheitsbl. 2005 S. 1061)



1 Einleitung

Mit der stetig steigenden Lebenserwartung nimmt auch die Zahl von Personen mit chronischen Krankheiten, Abwehrschwäche und Behinderungen mit den Folgen von Multimorbidität und Pflegebedürftigkeit zu. Die mit der Gesundheitsstrukturreform zudem einhergehende frühere Verlegung noch betreuungsbedürftiger Personen aus Einrichtungen der Akutversorgung in Nachsorgeeinrichtungen, Heime oder nach Hause hat es notwendig erscheinen lassen, für diese Personengruppen vor dem Hintergrund sehr unterschiedlicher Qualifikationen der Betreuer (Ärzte, Kranken- und Altenpflegepersonal, angelerntes Personal) wie auch unterschiedlicher Betreuungsorte (Langzeitpflege, Altenheime, häusliche Pflege, betreutes Wohnen), dieser Entwicklung durch eine eigene Darstellung der infektionspräventiven Erfordernisse Rechnung zu tragen. Diese Darstellung soll es den jeweils Verantwortlichen erleichtern, relevante Informationen zur Vermeidung von Infektionen im Zusammenhang mit medizinischen Maßnahmen in einer zusammengefassten Form aufzufinden.

Im Jahr 2000 lebten in Deutschland etwa 557.000 Personen in stationären Pflegeeinrichtungen, davon waren 85 % älter als 65 Jahre. Bis zum Jahr 2030 wird mit einem Anstieg der Unterbringungen in diesen Pflegeeinrichtungen auf ca. 800.000 allein in dieser Altersgruppe gerechnet [1]. Mit der zunehmenden Verlagerung der medizi- nischen Versorgung aus Krankenhäusern in den Bereich der externen Betreuung ergeben sich auch außerhalb von Krankenhäusern dort Infektionsrisiken, die mit denen nosokomialer Infektionsrisiken in Krankenhäusern vergleichbar sein können. Die Einhaltung der zur Reduzierung derartiger Risiken erforderlichen Maßnahmen entsprechen der Forderung der WHO nach Lebensqualität im Alter und tragen auch zur Reduktion von Kosten bei.

Da die zur Infektionsprävention erforderlichen Maßnahmen weitgehend unabhängig vom Behandlungsort jedoch primär von der Art des medizinischen Eingriffs abhängig sind, ergeben sich zwangsläufig Überschneidungen zu anderen Empfehlungen dieser Richtlinie [2]. Bei weitgehender Übertragbarkeit der bewährten Maßnahmen wird deshalb in der jeweiligen Überschrift auf solche Empfehlungen verwiesen. Empfehlungen von grundlegender Wichtigkeit werden nochmals wiedergegeben, um hier eine für die tägliche Praxis selbstständig verwendbare Empfehlung zu geben. Abweichungen werden im Text deutlich gemacht.

2 Geltungsbereich und Zielgruppe

Diese Empfehlung gilt primär für solche Einrichtungen, in denen medizinische und damit assoziierte pflegerische Maßnahmen außerhalb von Krankenhäusern durchgeführt werden. Sie kann jedoch auch für andere Formen der Betreuung (z.B. Hauskrankenpflege) hilfreich sein.

Nicht behandelt werden in der vorliegenden Empfehlung Probleme und Anforderungen in speziellen Einrichtungen wie z.B. solche für geistig, psychisch oder anders schwer behinderte Personen sowie für Kinder. Diese Empfehlungen richten sich gleichermaßen an die Träger und die in den genannten Einrichtungen Tätigen.

3 Infektionsrisiko

Das Infektionsrisiko bei der Betreuung alter und pflegebedürftiger Menschen wird maßgeblich von der Abwehrsituation und den erforderlichen pflegerischen, medizinischen und hygienischen Maßnahmen bestimmt. Ursachen für ein erhöhtes Infektionsrisiko können z.B. chronische Erkrankungen (wie Diabetes mellitus), funktionelle Einschränkungen, Immobilität, Wunden (z.B. Decubitus) oder Bewusstseinstrübung (einschließlich Schluckstörung) sein.

Aber auch spezielle altersspezifische Aspekte müssen im Hinblick auf ein Infektionsrisiko im persönlichen Hygienemanagement hinreichend berücksichtigt werden. So ist beispielsweise eine strukturierte Mundhygiene mit regelmäßigem Zähneputzen und Prothesenpflege die Voraussetzung zur Karies-, Gingivitis- und Parodontitisprophylaxe mit Erhalt der physiologischen Mundhöhlenflora. Dadurch wird dem Risiko von Infektionen in der Mundhöhle einschließlich davon ausgehender weiterer Infektionen (z.B. Pneumonie, Endokarditis) entgegengewirkt [3].

Tabelle 1 Wichtigste Risikofaktoren für eine Besiedlung bzw. Infektion mit multiresistenten Erregern [16, 17, 18, 19, 38, 107, 125, 126, 127]

Patienteneigene Faktoren Externe Faktoren
  • Hohes Alter
  • Immobilität
  • Funktionelle Störungen im Bereich der Nahrungsaufnahme
    (z.B. Schluckstörung) oder der Ausscheidung (z.B. Blasenentleerungsstörung)
  • Multimorbidität, insbesondere chronische Erkrankungen
  • Diabetes mellitus, Dialysepflichtigkeit
  • Chronische Hautläsionen, Decubitalulcera, Ekzeme, nässende Dermatitiden
  • Invasive Maßnahmen (Gefäßkatheter, Blasenkatheter, Ernährungssonden, Trachealkanülen)
  • Wiederholte Antibiotikatherapien
    (insbesondere mit Chinolonen und 3. Generation-Cephalosporinen für das Auftreten von MRSA)
  • Häufige Krankenhausaufenthalte

Die Anforderungen an die Infektionsprävention unterscheiden sich auch in Abhängigkeit von der Art der Betreuung, wobei sich im Rahmen einer allgemeinen Zuordnung Risiken in erster Annäherung in solche bei "überwiegend sozialer Betreuung" und solche bei "überwiegend pflegerischer Betreuung" (Behandlungspflege) einteilen lassen.

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