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Regelwerk

LASI-Veröffentlichung (LV) 28 - Konzept zur Ermittlung psychischer Fehlbelastungen am Arbeitsplatz und zu Möglichkeiten der Prävention
Länderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik

(10/06/2002)


Vorwort

Die gegenwärtige Arbeitswelt ist von einem Strukturwandel geprägt, der für eine Vielzahl von Beschäftigten erhebliche Veränderungen im Hinblick auf Arbeitszeit (Nacht- und Schichtarbeit, Arbeit an Wochenenden, Flexibilisierung), Arbeitsorganisation (Gruppenarbeit, Telearbeit, Scheinselbständigkeit) und Belastungen am Arbeitsplatz mit sich bringt.

Während in der Vergangenheit die Probleme des Arbeitsschutzes primär im Bereich der Unfallgefährdung und der physischen Belastungen (Lärm, Hitze/Kälte, Gefahrstoffe usw.) lagen, tritt heute und in der Zukunft die Gefährdung von Beschäftigten durch psychische Belastungen am Arbeitsplatz immer stärker in den Vordergrund.

Dies bedeutet aber auch, dass die im Arbeits- und Gesundheitsschutz tätigen Institutionen und Personen sich intensiver mit den "neuen" Belastungen (z.B. Burnout-Syndrom, Mobbing usw.) auseinandersetzen müssen.

Die schleppende Umsetzung in der Praxis zeigt, dass die Problemschwerpunkte unter anderem im Mangel geeigneter Instrumente für die Aufsichtsbehörden zu sehen sind, mit denen psychische Belastungen analysiert und bewertet werden können.

Die Ministerinnen und Minister, Senatorinnen und Senatoren für Arbeit und Soziales der Länder haben daher den Länderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik (LASI) beauftragt, ein Konzept zu erstellen, das geeignete Instrumente für die Beurteilung psychischer Belastungen anhand konkreter betrieblicher Situationen beschreibt und Methoden aufzeigt, mit denen Aufsichtsbehörden in das Betriebsgeschehen eingreifen können.

Dieses Konzept liegt jetzt vor und wird durch die Aufnahme in die Reihe der LASI-Veröffentlichungen einer breiten Fachöffentlichkeit vorgestellt.

Es wird in Kürze durch einen Handlungsleitfaden für die staatlichen Arbeitsschutzbehörden ergänzt.

1 Einleitung und Zielstellung

In der heutigen Arbeitswelt treten psychische Belastungsfaktoren wie Angst vor Arbeitsplatzverlust, hoher Termindruck, Zunahme der Arbeitsintensität und des Anforderungsdruckes, Informationsmangel oder -überflutung, Kommunikations- und Kooperationsbarrieren, mangelnde Qualifizierungsmöglichkeiten und Erfahrungsaustausch oder zu wenig Handlungsspielraum in den Vordergrund. Bis zu 50 % der Beschäftigten in Deutschland fühlen sich durch Faktoren wie hohe Verantwortung und Zeitdruck, große Arbeitsmenge, große Genauigkeit oder ständige Aufmerksamkeit und Konzentration belastet / 1/ / 2/. Untersuchungen auf europäischer Ebene bestätigen diesen Trend: Mehr als 50% der Beschäftigten in Europa sehen sich hohem Arbeitstempo bzw. ständig wiederholten Bewegungen ausgesetzt / 3/.

Die Reaktionen auf psychische Fehlbelastungen sind vielfältig. Kopfschmerzen, Erschöpfung, Lustlosigkeit, "Ausgebrannt-sein" oder Schlafstörungen sind weit verbreitete Folgen. 28% der Beschäftigten in Europa geben arbeitsbedingte Gesundheitsprobleme infolge von Stress an. Die dritte Erhebung der Europäischen Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen zeigt einen direkten Zusammenhang zwischen diesen gesundheitlichen Problemen und schwierigen Arbeitsbedingungen auf und nennt eine hohe Arbeitsintensität und repetitive Arbeitsabläufe als Hauptursachen / 4/. Des weiteren sind psychische Fehlbelastungen an der Entstehung psychosomatischer Erkrankungen beteiligt und können Volkskrankheiten, wie z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Magen-Darm-Geschwüre begünstigen / 5/.

Dies wirkt sich auch auf die Leistungsfähigkeit der Betriebe aus. Daneben werden die sozialen Sicherungssysteme, insbesondere durch die Kosten arbeitsbedingter Arbeitsunfähigkeit und der Heilbehandlung, belastet. Eine Studie der Internationalen Arbeitsorganisation aus dem Jahr 2000 kommt zu dem Ergebnis, dass in Deutschland 7% aller Frühinvaliditätsfälle und 6% aller Arbeitsunfähigkeitstage durch psychische Fehlbelastungen verursacht sind / 6/. Die gesamten Folgekosten psychischer Fehlbelastungen werden auf ca. 70 Mrd. E geschätzt / 7/.

Die staatlichen Arbeitsschutzbehörden müssen sich den Herausforderungen stellen, die durch die oben genannten Veränderungen in der Arbeitswelt entstehen. Es gilt daher, wirksame Handlungsstrategien für den Umgang mit dem Thema "Psychische Fehlbelastungen am Arbeitsplatz" zu entwickeln, um gesunde und persönlichbildende Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten zu fördern.

Damit kommt der Länderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik (LASI) auch einem Auftrag der 77. Arbeits- und Sozialministerkonferenz (ASMK) nach. In den vorliegenden Ausführungen werden die Handlungsgrundlagen und Handlungsfelder der staatlichen Arbeitsschutzverwaltungen auf dem Gebiet arbeitsbedingter psychischer Belastungen skizziert. Handlungsgrundlagen sind ein gemeinsames Grundverständnis über das Themenfeld "Psychische Belastungen" (Kap. 3), dessen arbeitsschutzrechtliche Einordnung (Kap. 2) sowie Handlungsansätze bei der Ermittlung und Reduzierung psychischer Fehlbelastungen (Kap. 4 und 5). Die Handlungsfelder der Aufsichtsbehörden werden in Kap. 6 beschrieben. Auf die einzelnen Aktivitäten (Informieren, Beraten, Überwachen etc.) wird ebenso eingegangen wie auf das Zusammenwirken der Arbeitsschutzverwaltung mit anderen Arbeitsschutzakteuren auf diesem Feld. Schließlich werden Strategien der Kompetenzentwicklung ausgeführt, damit die Akteure der Arbeitsschutzverwaltung diese Anforderungen erfüllen können.

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