umwelt-online: Informationspapier zur Gefährdung bei nicht gezielten Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen bei der Lebensmittelherstellung (2)
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3.4 BSE/TSE-Erreger

Transmissible Spongiforme Enzephalopathie (TSE) ist eine übertragbare (transmissible) Erkrankung, die zu schwammartigen (spongiformen) Veränderungen des Gehirns (Enzephalon) führt und bei Tieren und Menschen auftreten kann (ABAS Beschluss 602). Die TSE äußert sich als tödliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Das infektiöse Agens wird als Prion bezeichnet (proteinaceous infectious agent). Es entsteht durch Konformitätsänderung eines körpereigenen zellulären Proteins (Köhler 2001).

Der Erreger weist eine hohe chemische und thermische Stabilität auf. Die Hitzeresistenz übertrifft die Überlebensfähigkeit bakterieller Sporen deutlich; auch ionisierende Strahlen, UV, fast alle Desinfektionsmittel sowie DNAsen und RNAsen inaktivieren TSE-Erreger nicht (RKI/BgW 2001).

Betroffen können z.B. sein das Rind (BSE), Schafe, Ziegen (Scrapie), hirschartige Tiere (Chronic Wasting Disease) und der Mensch (nVCJD). Die neue Variante der Creutzfeld-Jakob-Krankheit stellt die Manifestation der BSE-Erkrankung beim Menschen dar (RKIBull 2001).

Neben der oralen Aufnahme des Erregers sind Übertragungen über die Schleimhäute (Mund, Nase, Augen) und bei Hautverletzungen im Bereich des Möglichen (ABAS Beschluss 602).

Der Verbraucherschutz wird durch die Entfernung von spezifiziertem Risikomaterial bei geschlachteten Rindern (Hirn, Augen, Rückenmark, Darm), Schafen und Ziegen (zusätzliche Entfernung der Milz) aus der Nahrungskette deutlich verbessert (RKIBull 2001).

Dementsprechend gehören zu den besonders betroffenen Berufsgruppen die Beschäftigten im Schlachthof, welche das spezifizierte Risikomaterial entfernen bzw. Kontakt mit diesem haben können (ABAS Beschluss 602).

3.5 Parasiten

Humanpathogene Endoparasiten leben im Menschen, d.h. in seinem Darm, seinen Körperhöhlen oder seinen Geweben. Den bei der Lebensmittelherstellung vorkommenden Endoparasiten ist gemeinsam, dass sie durch den Verzehr befallener Rohstoffe, Zwischen- oder Endprodukte aufgenommen werden können. Eine Übertragung durch Handhabung kontaminierter (Roh)Produkte wird als eher selten angesehen. In die Betrachtung einbezogen wurden folgende Parasiten:
Anisakis simplex, Cyclospora cayetanensis, Cryptosporidium parvum, Diphyllobothrium, Echinococcus multilocularis, Entamoeba histolytica, Fasciolopsis buski, Paragonimus spp., Sarcocystis, Taenia spp., Toxoplasma gondii, Trichinella spp., Trichinella spiralis, Trichinella britovi, Trichinella murelli.

Eine Bedeutung der aufgelisteten Parasiten für die Beschäftigten bei der Lebensmittelherstellung wird, sofern keine Verkostung (orale Aufnahme) vorgenommen wird, als nicht relevant gesehen.  

Biologischer
Arbeitsstoff
Vorkommen Übertragungsweg Risikogruppe mögliche allergene Wirkung Toxin-
produktion
Bemerkungen Literatur
BAKTERIEN
Bacillus Anthracis Fleischer, Knochenmehlverarbeitung, kontaminierte tierische Produkte vorrangig Hautverletzungen 3   Zytotoxin nicht ausge-
schlossen*
Fb 725 BAUa 1995, Mims et al. 1996, Tschäpe 2000, RKI 2001, Köhler et al. 2001, Hahn et al. 2001, Kayser et al. 2001
Bacillus cereus Be- und Verarbeitung von Gemüse, Reis, Hülsenfrüchten, Getreide Wunden, Augenverletzungen, oral 2   Enterotoxine nicht ausge-
schlossen*
AufArb BGN 1995, Fb 725 BAUA, 1995, Mims et al, 1996, Hahn et al. 2001, DGHM 2002
Borrelia Burgdorferi Wildtierschlachtung (insbes. Rehe, Kaninchen) Zeckenstich 2     nicht ausge-
schlossen*
Köhler et al. 2001, Hilmes, C. 2002
Brucella melitensis (Brucella abortus, Brucella suis) Schlachtung, Metzger Hautläsionen, Schleimhaut, selten Lunge, Kontakt mit Tierkörpern (Rind, Ziege, Schaf, Schwein) oder Rohmilch (-produkte) 3       Fb 725 BAUa 1995, Hofmann, Jäckel 2000, Tschäpe 2000, Köhler et al. 2001, Hahn et al. 2001, Kayser et al. 2001, Hilmes 2002
Campylobacter spp. Campylobacter jejuni Campylobacter coli Schlachtung, Fleischbe- und -verarbeitung, Gemüse bei Fäkaldüngung Orale Aufnahme (Spritzer, Aerosole) 2   Zytotoxin, Enterotoxin   Fb 725 BAUa 1995, Mims et al. 1996, Ammon 2000, Tschäpe 2000, Köhler et al. 2001, Hahn et al. 2001, RKI 2001, RKI 2002
Chlamydia psittaci (Chlamydophila psittaci) Geflügelschlachtung, Geflügel verarbeitende Industrie, Getreide Be- und -verarbeitung (Vogelkot) aerogen aus Vogelkot und Sekret 3 aviär       AufArb BGN 1995, Fb 725 BAUa 1995, Hilmes, C. 2002, Hofmann, Jäckel 2000, Manke et al. 2000, Hahn et al. 2001, Kayser et al. 2001, RKI 2001, Hilmes, C. 2002 , Olten, Merget 2002, Schlieper 2002, Hilmes, Schlieper 2003
Coxiella burnetii (Q-Fieber) Schlachtung, Rind, Schaf, Ziege, Fische aerogen, erregerhaltiger Staub, Aerosole 3       Fb 725 BAUa 1995, Mims et al. 1996, Hofmann, Jäckel 2000, Köhler et al. 2001, Hahn et al. 2001, Kayser et al. 2001, RKI 2001
Escherichia coli (EHECj Schlachtung, Fleischbe- und -verarbeitung, Roheiprodukte, Gemüse bei Fäkaldüngung, Milchverarbeitung, Schokoladenherstellung, Be- und Verarbeitung von Nüssen und Gewürzen, Fischbe- und -verarbeitung (Lachs) Orale Aufnahme 3**   Shigatoxin* Verotoxin
*(Anh. III RL 2000/54/EG)
nicht ausge-
schlossen*

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