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4 Anforderungen an die Ermittlung und Beurteilung der Gefährdungen durch Gefahrstoffe am Arbeitsplatz

4.1 Personelle Anforderungen

(1) Wer die Ermittlung und Beurteilung der Gefährdungen durch Gefahrstoffe am Arbeitsplatz vornimmt, muß über die erforderliche Qualifikation verfügen, um die in Anlage 1 dieser TRGS genannten Aufgaben erfüllen zu können. Der notwendige Umfang der Qualifikation richtet sich nach den betriebsspezifischen Verhältnissen wie z.B. der Art eines Betriebes oder der Art der Stoffe, mit denen umgegangen wird oder die entstehen.

(2) Die Qualifikation umfaßt je nach Aufgabenstellung und Schwierigkeitsgrad gefahrstoffbezogene Kenntnisse in der Regel in Verbindung mit

• einer abgeschlossenen Berufsausbildung und ausreichender Berufserfahrung in der betreffenden Branche des Betriebes oder
• dem Abschluß eines Studiums, in der Regel der Chemie, der Physik, des Ingenieurwesens, der Medizin (Vorliegen der arbeitsmedizinischen Fachkunde).

Als Anhalt für Art und Umfang der gefahrstoftbezogenen Kenntnisse entsprechend der gestellten Aufgabe werden die in Anlage 2 aufgeführten Anforderungen beispielhaft genannt.

(3) Die gefahrstoffbezogenen Kenntnisse können durch Teilnahme an einschlägigen Lehrgängen erworben werden. Die Schulung kann betriebsintern oder durch externe Stellen, z.B. Berufsgenossenschaften, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Verband Deutscher Sicherheitsingenieure, erfolgen. In Anlage 2 werden Beispiele für Lehrgangsinhalte genannt.

4.2 Anforderungen an die Ausstattung und die Organisation

(1) Wer die Ermittlung und Beurteilung der Gefährdungen durch Gefahrstoffe am Arbeitsplatz ohne eigene Messungen (s. Nummer 4.3) durchführt, muß über die technischen und organisatorischen Voraussetzungen zur Erfüllung der Aufgaben gemäß Anlage 1 verfügen. Hierzu können gehören:

• fallweise eine Grundausrüstung zur Bestimmung von Luftströmungen (z.B. Rauchgasröhrchen)
• fallweise die erforderliche Ausrüstung bei Anwendung von verfahrens- und stoffspezifischen Kriterien -
• fallweise die Ausrüstung zur orientierenden Messung von Gefahrstoffen
• einschlägige Literatur (z.B. Branchenregelungen, BIA-Arbeitsmappe, Sicherheitsdatenblätter, GefStoffV, TRGS).

(2) Es müssen Regelungen getroffen sein und die entsprechenden Verantwortlichkeiten müssen klar festgelegt sein für:

• die Fortschreibung und mindestens jährliche Überprüfung des Gefahrstoffverzeichnisses
• die Art und Weise der Meßplanung und der Überprüfung der Arbeitsbereichsanalyse
• die Durchführung ggf. erforderlicher Messungen oder Kontrollmessungen
• die Dokumentation und 30-jährige Aufbewahrung der Ermittlungs- und Messergebnisse nach § 16 Abs. 2 und 3a und § 18 Abs. 1 und 2 GefStoffV.

(3) Die Erfüllung der Anforderungen gemäß Nummer 4.2 Abs. 1 und 2 ist durch Maßnahmen zur Qualitätssicherung (s. z.B. Nummer 4.3 Abs. 2) dauerhaft zu gewährleisten.

2) Berufsgenossenschaftliche Meßstellen erfüllen die Anforderungen des Berufsgenossenschaftlichen Meßsystems Gefahrstoffe (BGMG) und führen Messungen in Erfüllung ihres Präventionsauftrages nach § 19 SGB VII durch.

4.3 Anforderungen bei Durchführung von Messungen

(1) Wer im Rahmen der Überwachungspflicht nach § 18 GefStoffV Messungen durchführt, muß ein geeignetes Meßverfahren einsetzen und über die erforderliche Ausrüstung für die betriebsspezifisch anfallenden Messungen verfügen. Art und Umfang der Ausrüstung richten sich nach der Aufgabenstellung. Hierbei kann es sich um sehr einfache Ausrüstungsgegenstände handeln wie Prüfröhrchen oder Sensoren oder auch um aufwendigere, z.B. spezielle Probenahmegeräte und Meßgeräte. Zur erforderlichen Ausrüstung zählen auch die Einrichtungen für den sachgerechten Transport und die Lagerung der Proben. Auch für die Aufbewahrung und Wiederauffindung von Rohdaten, Berichten und ggf. Proben müssen geeignete Einrichtungen vorhanden sein.

(2) Hinweise zur erforderlichen Ausrüstung in Abhängigkeit von den zu messenden Stoffgruppen enthalten die "Richtlinien für die Akkreditierung von außerbetrieblichen Meßstellen zum Vollzug des Gefahrstoffrechts gemäß § 18 Abs. 2 GefStoffV" (LASI-Veröffentlichungen LV 2).

(3) Bei der Durchführung von Messungen durch eine innerbetriebliche Meßstelle müssen hinsichtlich der Organisation insbesondere folgende Anforderungen erfüllt sein:

• der Arbeitgeber trifft für alle Teilschritte der Ermittlung und Beurteilung der Gefährdungen durch Gefahrstoffe am Arbeitsplatz in Abhängigkeit von der Meßaufgabe Maßnahmen zur Qualitätssicherung (z.B. Pumpenwartung, Wartung von Kalibriergeräten)
• die Meßverfahren (Probenahme, Auswertung, ggf. Analytik) müssen dem Arbeitgeber in Form vollständiger schriftlicher Arbeitsanweisungen vorliegen
• zur Einhaltung der Qualitätsparameter der Meßverfahren sind Methoden der Qualitätssicherung nach dem Stand der Technik einzusetzen
• der Arbeitgeber hat für die jeweilige Aufgabe das geeignete Meßverfahren festzulegen
• der Arbeitgeber hat bei dem Probenahmeverfahren sicherzustellen, daß die Vorgaben (z.B. Probeluftvolumen, Luftdurchsatz, Lagerfähigkeit der Proben) des Labors, welches die analytische Bestimmung durchführt, berücksichtigt werden.

(4) Der Arbeitgeber kann im Rahmen von Messungen ein externes Laboratorium, z.B. eine außerbetriebliche Meßstelle, mit der analytischen Bestimmung der Gefahrstoffe in den selbst genommenen Proben beauftragen, sofern dieses Laboratorium bezüglich der Fachkunde sowie der apparativen Ausstattung und der Organisation den Anforderungen nach Nummer 4.3 Abs. 2 entspricht. Darüber hinaus muß/müssen

• der Arbeitgeber selbst in der Lage sein, die Probenahme und die Beurteilung vorzunehmen
• dem Arbeitgeber eine Erläuterung des Analysenverfahrens vorliegen
• der Arbeitgeber sich über die Eignung des Analysenverfahrens für den jeweiligen Auftrag vergewissern
• der Arbeitgeber dem Laboratorium die erforderlichen Informationen über den Verlauf der Probenahme zugänglich machen
• dem Arbeitgeber vom Laboratorium neben dem Meßwert Besonderheiten bei der analytischen Bestimmung, insbesondere erkannte Querempfindlichkeiten, mitgeteilt werden
• der Arbeitgeber für die Qualitätssicherung der Analysenergebnisse Sorge tragen.

(5) Messungen können vollständig einer außerbetrieblichen Meßstelle übertragen werden. Der Arbeitgeber kann davon ausgehen, daß die einschlägigen Anforderungen dieser TRGS erfüllt sind, wenn die Meßstelle von den Ländern für die betreffende Stoffgruppe anerkannt ist.

(6) Für Messungen ist ein Meßbericht mit einer Beurteilung der Meßergebnisse zu erstellen. Hinweise zur Gestaltung des Meßberichtes sind in den "Richtlinien für die Akkreditierung von außerbetrieblichen Meßstellen zum Vollzug des Gefahrstoffrechts" enthalten. In den Meßbericht sind ggf. auch Hinweise und Empfehlungen für Maßnahmen zur Verringerung der Exposition aufzunehmen. Falls Berichte externer Laboratorien berücksichtigt wurden, ist dies kenntlich zu machen.

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Im Rahmen der Ermittlung und Beurteilung der Gefährdungen durch Gefahrstoffe am Arbeitsplatz nach §§ 16 und 18 der Gefahrstoffverordnung hat der Arbeitgeber folgende Aufgaben zu erfüllen:

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A) Gefahrstoffbezogene Kenntnisse zur Durchführung der Ermittlung und Beurteilung der Gefährdungen durch Gefahrstoffe am Arbeitsplatz

Das Führen eines Gefahrstoffverzeichnisses und die Prüfung auf mögliche Ersatzstoffe verlangen insbesondere betriebsbezogene Kenntnisse

• darüber, mit welchen Arbeitsstoffen als Einsatzstoffe, Zwischenprodukte, Endprodukte, Reaktionsprodukte und Hilfsstoffe umgegangen wird
• welche chemischen/physikalischen Eigenschaften (z.B. Gase, Dämpfe, Stäube, Fasern) diese Arbeitsstoffe besitzen,
• der Gefährlichkeitsmerkmale, der Einstufung und der Kennzeichnung der Gefahrstoffe
• über den Informationsgehalt von Sicherheitsdatenblättern
• der Informationsbeschaffung bei nicht ausreichenden Informationen der Sicherheitsdatenblätter
• darüber, wie eine Ersatzstoffprüfung durchzuführen ist.

Die Prüfung auf eine Änderung des Herstellungs- oder Verwendungsverfahrens erfordert Kenntnisse

• des bisherigen Verfahrens: Tätigkeiten, Anlagenart, Verfahrensweise, Menge, Temperatur, Druck, Schutzeinrichtungen, Lüftungseinrichtungen, Emissionsorte, Aufenthaltsdauern
• alternativer Verfahren entsprechend dem Stand der Technik.

Zur Ermittlung und Beurteilung der Konzentration gefährlicher Stoffe oder Stoffgemische bedarf es der Kenntnis

• der Technischen Regeln für Gefahrstoffe (z.B. TRGS 402, 403, 420, 900, 901, 905, 907)
• der Gefahrstoffmeßtechnik (Probenahme, Analytik), soweit es zum Umfang selbst durchgeführter Messungen erforderlich ist, einschließlich Methoden der Qualitätssicherung
• der Meßplanung, insbesondere wann, wie und mit welchem Auftrag Meßstellen eingeschaltet werden
• der Bewertung von Meßergebnissen (Befund nach TRGS 402, 403). Zur Ableitung von Schutzmaßnahmen bedarf es der Kenntnis
• der geltenden Arbeitsschutz- und Unfallverhütungsvorschriften (z.B. UVV BGV A4, TRGS 002, TRGS 003)
• des Standes der Technik technischer und persönlicher Schutzmaßnahmen.

Schutzmaßnahmen sollen in Zusammenarbeit mit der Sicherheitsfachkraft ergriffen werden.

B) Anforderungen an Seminarinhalte zur Qualifikation verantwortlicher Bearbeiter der Ermittlung und Beurteilung der Gefährdungen durch Gefahrstoffe am Arbeitsplatz

1 Chemische und toxikologische Grundbegriffe

• Chemische/physikalische Eigenschaften von Stoffen: Gase, Dämpfe, Stäube, Fasern
• Was sind Gefahrstoffe?
• Wie wirken Gefahrstoffe auf den Menschen?

2 Rechtliche Grundlagen

• Gefahrstoffverordnung
• Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS)
• Unfallverhütungsvorschriften ( UVV)
• Berufsgenossenschaftliche Regeln, Merkblätter (ZH/1-Schriften)

3 Spezielle Kenntnisse

• Grenzwerte (Schichtmittelwerte, Kurzzeitwerte, Herkunft): TRGS 900, 901
• Einstufung von Gefahrstoffen: TRGS 905, Stoffliste nach § 4a GefStoffV
• Sicherheitsdatenblätter: TRGS 220
• TRGS 402/ 403 Arbeitsbereichsanalyse
  Kontrollmessungen
  Verzicht auf Messungen
  Berechnungsmethoden
• TRGS 440
  Gefahrstoffverzeichnis
  Risikoabschätzung
  Ersatzstoffe und -verfahren
  Zumutbarkeit
• TRGS 150
• Gefahrstoffmeßtechnik und Methoden der Qualitätssicherung

4 Grundzüge der Schutzmaßnahmen

• Grundmaßnahmen nach TRGS 500
• Technische Schutzmaßnahmen (geschlossenen Anlagen, Erfassung, Abscheidung von Stoffen)
• Lüftungstechnik
• Organisatorische Maßnahmen
• Persönliche Schutzmaßnahmen

ENDE