Stellungnahme des Bundesrates
Entwurf eines Gesetzes zur Einführung der projektbezogenen Mechanismen nach dem Protokoll von Kyoto zum Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen vom 11. Dezember 1997 und zur Umsetzung der Richtlinie 2004/101/EG

Der Bundesrat hat in seiner 812. Sitzung am 17. Juni 2005 beschlossen, zu dem Gesetzentwurf gemäß Artikel 76 Abs. 2 des Grundgesetzes wie folgt Stellung zu nehmen:

I. Zum Gesetzentwurf insgesamt

Der Bundesrat ist der Auffassung, dass die projektbasierten Mechanismen im Sinne des Kyoto-Protokolls einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten können und müssen. Sie dienen dem Klimaschutz und können entwicklungshilfepolitisch zu einem erheblichen Technologietransfer in Entwicklungs- und Transformationsländern beitragen. Hiervon können insbesondere deutsche Technologieanbieter profitieren.

Um die Durchführung solcher Projekte in und aus Deutschland heraus daher wirksam zu unterstützen, sind klare, verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen erforderlich und eine möglichst einfache Verfahrensweise. Der Gesetzentwurf in seiner jetzigen Form enthält eine Reihe administrativer Hemmnisse, die es zu beseitigen gilt.

Der Bundesrat bittet daher die Bundesregierung, den Gesetzentwurf in Artikel 1 in den nachfolgenden Punkten grundlegend zu überarbeiten:

II. Zu den einzelnen Vorschriften

2. Zu Artikel 1 (§ 8 Abs. 1 Nr. 3 ProMechG)

In Artikel 1 ist in § 8 Abs. 1 die Nummer 3 zu streichen.

Folgeänderungen:

In Artikel 1 ist § 8 Abs. 1 wie folgt zu ändern:

Begründung

Bereits im Kyoto-Protokoll ist in Artikel 12 Abs. 2 verankert, dass u. a. Ziel der CDM-Projekte ist, die Gastgeberstaaten dabei zu unterstützen, eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Die Beurteilung der Nachhaltigkeit des CDM-Projektes obliegt allerdings eindeutig dem Gastgeberstaat (vgl. Beschluss 17 CP. 7 Vorbemerkung 4, S. 34 der BR-Drs. 330/05 (PDF) ).

Voraussetzung für die notwendige Zertifizierung des CDM-Projektes durch den Exekutivrat ist die Vorlage umfangreicher Unterlagen. Hierzu gehört eine Erklärung des Gastgeberstaates zur Nachhaltigkeit des CDM-Projektes (vgl. Beschluss 17 CP. 7 Ziffer 40 Buchstabe a, S. 51 der BR-Drs. 330/05 (PDF) ). Ohne diese Erklärung kann ein CDM-Projekt nicht registriert werden, also auch nicht zum Zwecke der Generierung von zertifizierten Emissionsreduktionen durchgeführt werden.

Eine weitere Überprüfung durch das UBA ist unnötig und führt zu zusätzlichem administrativen Aufwand, zeitlichen Verzögerungen und im schlimmsten Fall zu unterschiedlichen Auslegungen der Zulässigkeit des CDM-Projektes.

3. Zu Artikel 1 ( § 8 Abs. 4 ProMechG)

In Artikel 1 ist § 8 Abs. 4 zu streichen.

Begründung

Eine Umweltverträglichkeitsprüfung nach Regeln des Investorstaates ist grundsätzlich nicht vorgesehen. Die CDM-Projekte regelnden Beschlüsse der Vertragsstaatenkonferenz sehen allenfalls eine Umweltverträglichkeitsprüfung nach den Regeln des Gastgeberstaates vor (vgl. Beschluss 17 CP. 7 Nr. 37 Buchstabe c, S. 50 der BR-Drs. 330/05 (PDF) ). Zudem ist diese Prüfung gegebenenfalls Bestandteil des vorzulegenden Validierungsberichts, sie kann nicht erst nach Vorlage des abgeschlossenen Validierungsberichts, wie in § 8 Abs. 4 ProMechG-E vorgesehen, gefordert werden.

§ 8 Abs. 4 ProMechG-E erhebt damit über die EU-Vorgaben hinausgehende Anforderungen, diese können das CDM-Projekt verteuern und verzögern. Sie sind deshalb abzulehnen.

4. Zu Artikel 1 ( § 14 Satz 3 ProMechG)

In Artikel 1 ist in § 14 Satz 3 das Wort "zumindest" zu streichen.

Begründung

Nach § 14 ProMechG-E gilt zunächst der Grundsatz der Kostendeckung für die erforderlichen Amtshandlungen durch Erhebung von Gebühren und Erstattung von Auslagen.

§ 14 Satz 3 ProMechG-E konkretisiert diese Grundsätze jedoch dahingehend, dass der Verwaltungsaufwand für die einzelne Amtshandlung die Untergrenze der festzulegenden Gebührensätze ist ("zumindest") und der wirtschaftliche Wert der Amtshandlungen in einer angemessenen Weise gebührenerhöhend zu berücksichtigen ist. Dieser wirtschaftliche Wert der Amtshandlungen könne nach Auffassung der Bundesregierung nach den allgemeinen verwaltungskostenrechtlichen Grundsätzen bei der Gebührenbemessung berücksichtigt werden, da sie für den Projektträger in unterschiedlicher Weise wirtschaftlich vorteilhaft seien. Die Zustimmung zur Projekttätigkeit eröffne ihm die Möglichkeit, im weiteren Verlauf aus dieser Tätigkeit Emissionsgutschriften zu generieren und die Bestätigung des Verifizierungsberichts sei die Grundlage zur unmittelbaren Übertragung der Emissionsgutschriften (vgl. Begründung zu § 14 ProMechG-E, Seiten 117/118 der BR-Drs. 330/05 (PDF) ).

Diese Interpretation verkennt die Gesamtzusammenhänge. Die Vorteile für die Unternehmen sind nur relativ und kompensieren in keiner Weise den erforderlichen Aufwand.

Das Ziel des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen sowie des Protokolls von Kyoto ist letztlich die Reduktion klimaverändernder Treibhausgas-Emissionen. Diese Reduktion ist im Wesentlichen auf Grund ordnungsrechtlicher Vorgaben nur durch kostenaufwändige, technische Maßnahmen an den Produktions- bzw. Energieerzeugungsanlagen der betroffenen Unternehmen zu erreichen. Die rechtlichen Vorgaben stellen die Unternehmen vor große finanzielle Herausforderungen und können erhebliche Standortnachteile mit sich bringen. Vorteile erwachsen den Unternehmen hieraus keine.

Ganz im Gegenteil bedeutet die Pflichtteilnahme am Emissionshandel für die betroffenen Unternehmen im Gegensatz zur Handhabung anderer Mitgliedstaaten die Verpflichtung zur weiteren Reduktion entsprechend dem TEHG und dem nationalen Allokationsplan sowie der Kostentragung für Zertifizierung und Registrierung.

Die projektbezogenen Mechanismen haben die Aufgabe, das Ziel des Rahmenübereinkommens sowie des Kyoto-Protokolls schneller und mit weniger hohem finanziellem Aufwand zu erreichen. Das heißt, die vorstehend beschriebenen Aufwendungen werden lediglich reduziert, sind aber nach wie vor von den Unternehmen zu tragen. Wirtschaftliche Vorteile im Sinne von Gewinnerzielung sind dabei nicht zu erkennen.