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Wissenschaftliche Empfehlung für die Berufskrankheit Nr. 2118
"Gonarthrose bei professionellen Fußballspielerinnen und Fußballspielern nach mindestens 13-jähriger Expositionsdauer"
Vom 12. April 2024
(GMBl. Nr. 17 vom 12.04.2024 S. 331)
Gonarthrose im Profifußball
Der Ärztliche Sachverständigenbeirat Berufskrankheiten beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat am 24.03.2023 empfohlen, eine neue Berufskrankheit mit der vorgenannten Legaldefinition "Gonarthrose bei professionellen Fußballspielerinnen und Fußballspielern nach mindestens 13-jähriger Expositionsdauer" in die Anlage 1 der Berufskrankheiten-Verordnung aufzunehmen.
Diese Empfehlung wird wie folgt begründet:
1. Vorkommen und Gefahrquellen
Fußball ist ein Mannschaftsport, bei dem zwei Mannschaften, die jeweils aus einem Torwart und zehn Feldspielern bestehen, auf einem rechteckigen Platz mit einer Seitenlänge von 90 - 120 m und einer Breite von 45 - 90 m mit einem Ball spielen und versuchen, Tore zu schießen. Fußball ist die beliebteste Sportart in Deutschland. Dem Deutschen Fußballbund gehören ca. 7,2 Millionen Mitglieder an, darunter 1,1 Millionen Mädchen und Frauen. Fußball wird in ca. 145.000 Mannschaften in ca. 24.000 Fußballvereinen gespielt (Deutscher Fußball-Bund 2020 a und b).
Die Intensität des professionellen Fußballsports hat in den letzten Jahren zugenommen. In einer Analyse aller Mannschaften der ersten schwedischen Fußballliga der Männer im Jahr 1982 und 2001 berichteten Hägglund et al. (2003) darüber, dass die Anzahl der Trainingseinheiten pro Saison im o.g. Zeitraum von 119 auf 195 zunahm, während die Anzahl der Spiele von 41 auf 33 sank. Die Gesamtexpositionsdauer (Training und Spiel) stieg von 237 ± 64 auf 322 ± 62 Stunden pro Saison (alle Vergleiche jeweils p < 0,001). Stubbe et al. (2015) fanden in einer Analyse von 217 männlichen Fußballspielern in acht Erstligaclubs in den Niederlanden, dass in der Saison vom 31.07.2009 bis 2.5.2010 die mittlere Trainingsdauer pro Spieler bei 189,0 ± 71,5 Stunden und die mittlere Spieldauer bei 23,9 ± 21,6 Stunden lag. Vergleichbare Analysen in Deutschland liegen nicht vor.
Fußball ist ein Ausdauersport, in dem während der Spielzeit von 90 Minuten männliche Fußballer Distanzen von ca. 10 bis 12 km zurücklegen, darunter:
(Di Salvo et al. 2007 und 2009, Bradley et al. 2009 und 2010, Dalen et al. 2016 sowie Vigh-Larsen et al. 2017).
Die pro Spiel zurückgelegte Distanz ist stark abhängig von der Spielposition. Sie ist am niedrigsten bei Torleuten (ca. 5,6 km pro Spiel), gefolgt von Innenverteidigern (10,0 - 10,6 km pro Spiel), Angreifern (10,1 - 11,3 km pro Spiel), Außenverteidigern (11,4 - 11,5 km pro Spiel) und Mittelfeldspielern (10,8 - 12,3 km pro Spiel) (Di Salvo et al. 2007 und 2008, Wehbe et al. 2014, Ingebrigtsen et al. 2015, Dalen et al. 2016).
Bei Fußballspielerinnen in der ersten Liga lag die mittlere zurückgelegte Distanz ebenfalls bei ca. 10 km und war am niedrigsten bei Innenverteidigerinnen (9,2 km) und am höchsten bei Mittelfeldspielerinnen (10,6 km). Von diesen Distanzen wurden zwischen 1,8 - 2,9 km im Laufen mit einer Geschwindigkeit zwischen 12,2 - 19,0 km pro Stunde und 0,4 - 0,9 km mit einer Geschwindigkeit von über 19 km pro Stunde zurückgelegt. Ca. 25 Laufvorgänge pro Spiel betrafen eine Distanz von unter 10 m sowie ca. 5,3 und 1 Laufvorgang eine Distanz von 10 - 20, 20 - 30 und über 30 m (Mara et al. 2017a).
Die o.g. Distanzen werden beim Fußball nicht mit einer gleichmäßigen Geschwindigkeit zurückgelegt. Vielmehr besteht das Spiel aus einem ständigen Beschleunigen und Abstoppen. Wehbe et al. (2014) beobachteten bei männlichen Profifußballern der ersten australischen Liga in Abhängigkeit von der Spielposition 4,8 - 8,0 Beschleunigungsvorgänge um > 4,0 m/s2 sowie 16,0 - 32,1 Abstoppvorgänge um < - 4,0 m/s2. Pro Spiel wurden bei männlichen Profifußballern der ersten norwegischen Liga in Abhängigkeit von der Spielposition 61 - 87 Beschleunigungs- und 40 - 60 Abstoppvorgänge von mindestens 2 m/s2 bzw. - 2 m/s2 beobachtet (Dalen et al. 2016). Vigh-Larsen et al. (2017) ermittelten bei männlichen Profifußballern der ersten dänischen Liga in Abhängigkeit von der Spielposition 129 - 190 Beschleunigungsvorgänge um mindestens 1 m/s2 sowie 61 - 99 Abstoppvorgänge um mindestens - 1 m/s2. Dagegen ermittelten Mara et al. (2017b) bei Fußballspielerinnen der ersten australischen Liga 423 Beschleunigungsvorgänge pro Spiel von mindestens 2 m/s2 und 430 Abstoppvorgänge von mindestens - 2 m/s2 (Mara et al 2017). Die beobachteten Unterschiede dürften methodisch bedingt sein.
Die Anzahl der Sprints mit einer Geschwindigkeit von über 25 km/Stunde schwankt zwischen:
Profifußballer sind einem erhöhten Verletzungsrisiko im Bereich der Kniegelenke ausgesetzt (Klein et al. 2018). Dabei wird zwischen sogenannten Makroverletzungen (vor allem Kreuzbandruptur, Meniskusruptur und Fraktur mit Kniegelenksbeteiligung) und Mikroverletzungen (Folgen von Distorsionen und Konfusionen) unterschieden (Spahn et al. 2015).
(Stand: 18.06.2025)
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